Beschreiben der Faktoren der menschlichen Diversität

Abgeschlossen

Verständnis der Funktion und ihrer Aspekte

Inklusives Design umfasst eine Reihe von Sichtweisen und Praktiken, die sich an der menschlichen Vielfalt orientieren. Denken Sie einfach einen Moment darüber nach, wie Sie von Lösungen profitieren, die ursprünglich für Personen mit anderen Fähigkeiten entwickelt wurden. Beachten Sie Ihre eigenen dauerhaften, zeitweiligen oder situationsbedingten Behinderungen, welche sie in Ihrer Interaktion mit der Gesellschaft behindern. Beobachten Sie, wie Personen mit einem anderen Umfeld von der Teilhabe ausgeschlossen werden, während dies für andere ohne diese Einschränkungen nicht gilt. Eine inklusive Arbeitsweise beginnt mit einem Wandel unserer Wahrnehmung.

Das Ziel unserer Praktiken für das inklusive Design besteht darin, Barrieren zu erkennen, bevor wir sie implementieren und Strukturen zu schaffen, welche der menschlichen Diversität gerecht werden. Designer müssen die funktionalen Aspekte verstehen und erörtern, die Barrieren bei der Interaktion bewirken können. Das Kommunizieren der funktionalen Aspekte, die Sie von Kolleg*innen bei den Designarbeiten gelernt haben, kann eine Herausforderung darstellen. Dank der Kategorisierung und Beschreibung von Faktoren der menschlichen Diversität können wir ein Framework nutzen, welches die kognitiven, die auf Mobilität, Seh-, Hör- und Sprechvermögen bezogenen sowie sensorischen Anforderungen der Technologien umfasst, welche wir alle tagtäglich nutzen. Dieses Framework veranschaulicht die Barrieren, mit welchen eine Person konfrontiert sein kann, wenn ihre Fähigkeiten in Widerspruch zum Design eines Produkts stehen.

Bevor wir uns eingehend mit dem Framework beschäftigen, müssen wir verstehen, dass verschiedene Barrieren der Zugänglichkeit gleichzeitig auftreten können. Das heißt, dass Behinderungen selten allein auftreten.

Ein Schlaganfall kann eine Person in verschiedener Hinsicht beeinträchtigen. Möglicherweise hat sie Koordinationsschwierigkeiten und ist teilweise gelähmt. Auch ihre Kognition kann betroffen sein, es kann eine Aphasie vorliegen, und sie kann Informationen möglicherweise schwieriger verarbeiten oder verinnerlichen. Ein Schlaganfall kann auch blinde Flecken oder Gesichtsfeldausfälle zur Folge haben. Ein Schlaganfall kann sich auch nur durch einen dieser Aspekte bemerkbar machen, der nach einiger Zeit wieder verschwindet.

Das Entwickeln für parallel auftretende Barrieren kann Menschen zu höheren Leistungen anspornen.

Im Folgenden finden Sie einige Beispiele für verschiedene Arten von Behinderungen, die gleichzeitig auftreten.

  • Zerebralparese: Eine Zerebralparese kann eine Person in verschiedener Hinsicht betreffen und schwach oder stark ausgeprägt sein. Eine Person ist u. U. in der Lage, allein zu laufen, während die Fortbewegung einer anderen nur noch im Rollstuhl möglich ist. Koordination, feinmotorische Fähigkeiten, Sehvermögen und kognitive Funktionen können ebenfalls beeinträchtigt sein. Manche Menschen mit Zerebralparese haben möglicherweise Schwierigkeiten, sich deutlich oder laut genug zu artikulieren, sodass ihre Stimme von einem Gerät mit Spracheingabe erkannt wird. Bei einer milden Ausprägung der Zerebralparese leidet eine Person nur an einer oder zwei geringfügigen Auswirkungen.

  • Autismus: Autismussymptome können stark variieren. Einige Menschen mit Autismus kommunizieren verbal und ohne Probleme, während andere nicht sprechen können. Einige sind überempfindlich in Bezug auf sensorische Reize, während andere nicht einmal intensivste sensorische Reize erkennen. Es kann jedoch auch vorkommen, dass eine Person mit Autismus überhaupt keine sensorischen Defizite hat.

  • Katarakte: Diese verursachen eine Trübung oder Transparenzverlust im Auge, was eine Minderung der Sehschärfe insgesamt oder Flecke im Sehfeld zur Folge haben kann. Gelegentlich kann es vorkommen, dass Katarakte eine Farbenblindheit auslösen. Katarakte beeinträchtigen nicht nur das Sehvermögen, sondern können auch Koordinationsvermögen und Motorik einer Person beeinflussen, da sie nicht mehr deutlich erkennen kann, mit wem oder was sie interagiert. Zu den Symptome gehören unter anderem doppeltes oder unscharfes Sehen sowie Empfindlichkeit gegenüber Licht und Bildschirmhelligkeit.

  • Mehrere Einschränkungen: Eine Person mit Katarakten kann beispielsweise auch an Arthritis leiden, die ihre Mobilität beeinträchtigt.

Betrachten Sie nun die Faktoren der menschlichen Vielfalt in diesem Rahmenkonzept genauer.

Kognition

Was ist Kognition? Kognition ist unsere Fähigkeit, Probleme zu lösen, Schlussfolgerungen zu ziehen, Entscheidungen zu treffen, etwas zu verstehen, Kenntnisse anzuwenden und sich einer Aufgabe aufmerksam zu widmen. Sie umfasst Aufmerksamkeit, Bewusstheit, Konzentration, Gedächtnis, Beurteilung, Verarbeitung (Geschwindigkeit), Verarbeitung (Verständnis), Problemlösung und Schlussfolgerung. Die Kognition einer Person kann sich darauf auswirken, wie sie lernt, wobei es keine Rolle spielt, ob der Umgang eines neuen Geräts erlernt oder neue Kenntnisse in einem Kurs erworben werden.

Viele Aspekte der Kognition beeinflussen einander. Hat jemand Probleme mit der Aufmerksamkeit oder Schwierigkeiten, sich nach einer Unterbrechung wieder zu konzentrieren, kann dies zu Verständnisproblemen führen. Wenn eine Person Informationen nur schwer versteht, kann sie sich diese möglicherweise auch nur schwer einprägen. Dies kann sich auf das Selbstvertrauen und die Motivation einer Person auswirken, etwas Neues zu lernen. Kognition ist unverzichtbar in jeder Aufgabe, die wir in Angriff nehmen.

Mobilität

Was ist Mobilität? Mobilität beschreibt unsere Fähigkeit, uns unseren Körper zu bewegen. Sie wird durch Stärke, Koordination und physische Anatomie beeinflusst. Mobilität umfasst Griff, Feinmotorik, Koordination, Kontrolle – willkürliche und unwillkürliche Bewegungen –, Geschwindigkeit, Muskelspannung, Ausdauer und Körperhaltung.

Viele Aspekte der Mobilität können sich darauf auswirken, wie eine Person mit der sie umgebenden Welt interagiert. Unsere Anatomie und unsere Muskeln verleihen uns Mobilität, und sie sind auf Signale des Gehirns angewiesen. Die Mobilität reicht von der Fähigkeit zu grobmotorischen Bewegungen der Arme und Beine (wie Laufen oder Dinge aufheben) bis hin zu feinmotorischen Bewegungen (wie Schreiben mit einem Stift, Tippen auf einer Tastatur oder Eingaben mit einem einzigen Zeigefinger auf einem Touchscreen). Wenn große oder kleine Muskeln nur schwer koordiniert, zügig und gezielt eingesetzt werden können, ist das Navigieren einer Benutzeroberfläche möglicherweise schwierig.

Mobilität kann durch situative, zeitweilige, progressive oder dauerhafte Bedingungen beeinflusst werden.

Sehvermögen

Was ist das Sehvermögen? Mithilfe des Sehvermögens sind in der Lage, visuelle Informationen unserer Umgebung, die unser Denken und Handeln leiten, wahrzunehmen und zu verstehen. Zu Beeinträchtigungen des Sehvermögens gehören Blindheit (kein Sehvermögen), eingeschränktes (d. h. teilweises) Sehvermögen, reduzierte Sehschärfe, Gesichtsfeldausfall, Farbenblindheit und Fotophobie (Lichtempfindlichkeit).

Das Sehvermögen ist äußerst komplex. Es umfasst sowohl die eigentliche Sicht als auch die Fähigkeit des Gehirns, die von den Augen wahrgenommenen Informationen zu verarbeiten. Das Sehvermögen ermöglicht es uns, Entscheidungen über unsere Umgebung zu treffen. Wir nutzen unser Sehvermögen, um unsere Bewegungen zu steuern, beispielsweise beim Seilspringen oder Binden von Schuhen. Es gibt Aufschluss darüber, wie weit ein Objekt entfernt ist, und ob es sich um ein sich näherndes Fahrzeug oder um eine Registerkarte auf einem Bildschirm handelt. Unser Sehvermögen hilft uns, verschiedenste Aufgaben zu erledigen, zum Beispiel einen USB-Stick in einen Port einzuführen oder unsere Finger korrekt auf einer Tastatur zu platzieren. Das Sehvermögen kann auf viele verschiedene Arten beeinträchtigt werden. Es kann sich so stark unterscheiden, dass einige Personen nur unscharf oder überhaupt nicht sehen können, während andere gestochen scharf sehen.

Das Sehvermögen wird durch physische und neurologische Faktoren beeinflusst.

Viele verschiedene Krankheiten und Behinderungen können das Sehvermögen einer Person beeinträchtigen. Durch Erstellen effektiver Lösungen zur Optimierung der sensorischen Informationen können wir den Zugriff auf eine Umgebung erleichtern, die andernfalls nicht verfügbar sein könnte.

Hörvermögen

Was ist das Hörvermögen? Wir hören und verstehen Geräusche in unserer Umgebung, die unser Denken und Handeln leiten. Es gibt die folgenden Arten von Hörverlust: schwach, mittelstark/stark, schwerwiegend und asymmetrisch.

Auch durch das Empfangen und Auswerten von Tönen informieren wir unsere Entscheidungen und Aktionen. Für Personen mit Hörverlust liegt eine Ausgrenzung vor, wenn Informationen ausschließlich über Töne vermittelt werden. Der Grad des Hörverlusts kann stark variieren; und dies bewirkt ständig die verschiedensten Barrieren. Daher müssen Lösungen zum Überwinden dieser Hürden auch unterschiedlich gestaltet werden, und die Benutzer*innen müssen in der Lage sein, die am besten für sie geeigneten Optionen auszuwählen. Beispielsweise kann eine Person mit mittelstarkem Hörverlust von der Verwendung einer Bluetooth-fähigen Hörhilfe profitieren und Videoinhalte hören, anstatt nur auf die Untertitel angewiesen zu sein.

Benutzer*innen sollten in der Lage sein, die Oberfläche entsprechend ihrer jeweiligen Bedürfnisse anzupassen, ohne auf Lösungen zurückgreifen zu müssen, die für sie unzureichend oder überhaupt nicht geeignet sind.

Stimme, Sprache und Kommunikation

Was verstehen wir unter Stimme, Sprache und Kommunikation? So kommunizieren wir Informationen, um mit unserer Umgebung zu interagieren. Stimme, Sprache und Kommunikation können in folgender Hinsicht beeinträchtigt sein: Aphasie (Aufnahmefähigkeit und/oder Ausdrucksfähigkeit), Sprachqualität, soziale Teilhabe und nonverbale Kommunikation.

Unsere Fähigkeit der verbalen oder nonverbalen Kommunikation ist unerlässlich, um unsere Wünsche und Bedürfnisse auszudrücken, Beziehungen aufzubauen, anderen Informationen zu übermitteln und mit unserer Umgebung zu interagieren. Unsere Fähigkeit zum Produzieren von Sprache wird durch eine komplexe Abfolge physischer und kognitiver Anforderungen bestimmt. Kognitive Beeinträchtigungen können die Kommunikation erschweren. Einige Behinderungen haben keine kognitive Beeinträchtigung zur Folge. Allerdings können sie Probleme hinsichtlich der Stärke und der Koordination von Mundbewegungen bewirken. Dies kann sich auf die Fähigkeit auswirken, Sprache zu produzieren, die deutlich oder laut genug ist, um verständlich zu sein. Personen mit Hörverlust können auch nonverbal kommunizieren.

Empfindung und Wahrnehmung

Was sind Empfindung und Wahrnehmung? Hierunter verstehen wir unsere Fähigkeit, Reize wahrzunehmen, die auf unsere Sinne wie Tast-, Schmerz-, Gleichgewichts-, Hör- und Sehsinn wirken, sowie die Art und Weise, wie unser Körper darauf reagiert. Beispiele für Beeinträchtigungen der Sinneswahrnehmung: beeinträchtigter Gleichgewichtssinn, chronische Schmerzen, Hautintegrität, außergewöhnliche Empfindlichkeit (Überempfindlichkeit und Unterempfindlichkeit) und Tiefensensibilität.

Empfindung ist unsere Fähigkeit Sinneseindrücke wie Berührung, Schmerz, visuelle Reize oder die Bewegung und Position unseres Körpers zu erkennen. Die Wahrnehmung beschreibt, wie das Gehirn diese Sinneseindrücke verarbeitet und an den Rest des Körpers kommuniziert. Einige Personen können aufgrund ihrer Hautintegrität oder anatomischer Faktoren Schwierigkeiten haben, überhaupt Sinnesreize zu erkennen. Andere hingegen können Reize zwar wahrnehmen, die Verarbeitung sensorischer Reize im Gehirn führt jedoch zu einer fehlerhaften Wahrnehmung. Einige Personen sind z. B. empfindlicher gegenüber vestibulären Reizen wie Drehen oder Bewegung. Zwei Personen können sich über denselben Zeitraum und mit derselben Geschwindigkeit drehen, aber nur einer davon wird übel.

Dieses Prinzip gilt beispielsweise auch für das Schmerzempfinden oder generell für die Wahrnehmung von Berührungen. Personen, die bei Berührungen überreaktiv sind, können von bestimmten Stoffen oder Oberflächenstrukturen von Gegenständen abgestoßen sein. Im Gegensatz dazu können Personen mit einer Unterempfindlichkeit in Bezug auf Berührungen möglicherweise nicht bemerken, dass ihre Haut durch Reiben an der Kante ihrer Tastatur gereizt ist. Die Fähigkeit der Reizwahrnehmung ist nicht identisch damit, wie diese von unserem Körper interpretiert werden.

Unabhängig davon kann eine Abweichung bei einem dieser beiden Prozesse zu Ausgrenzung oder Problemen bei der Nutzung von Produkten führen.

Anhand der oben beschriebenen Faktoren der menschlichen Vielfalt und der zugehörigen Aspekte kann ein Rahmenkonzept ausgearbeitet werden, das zur Fortbildung von Designer*innen und letztlich zur Entwicklung inklusiver Designs beiträgt. Damit verfügen sie über Leitlinien und Möglichkeiten, Neues dazuzulernen, und wichtige Erkenntnisse werden verinnerlicht. Es ist außerdem unerlässlich, nochmals darauf hinzuweisen, dass solche Hürden häufig parallel auftreten. Schließlich sollen diese Faktoren als Ressource dienen, anhand derer potenzielle Barrieren bestimmt werden können, mit denen eine Person konfrontiert wird. Bedenken Sie unbedingt, dass dies keine vollständige Liste ist und sie im Laufe der Zeit ergänzt und angepasst wird. Das Erkunden, Verstehen und Definieren zusätzlicher Faktoren und das anschließende wechselseitige Verknüpfen dieser Details, um Menschen mit Behinderungen besser zu verstehen, kann zu besseren und umfassenderen Designs führen.