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Bewerten der Anforderungen an den Entwurf von Exchange Server 2003

 

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2005-05-13

Der Entwurf eines Exchange Server 2003-Messagingsystems wird durch Geschäfts-, Verwaltungs-, Benutzer- und Sicherheitsanforderungen bestimmt. Da in einzelnen Unternehmen verschiedene Methoden zum Erfassen und Dokumentieren der jeweiligen Anforderungen verwendet werden, enthält dieser Abschnitt keine umfassende Liste aller möglichen Anforderungen. Stattdessen werden einige allgemeine Arten von Anforderungen und die damit verbundenen Fragestellungen erläutert, die Einfluss auf Ihre Planung haben können.

Geschäftsanforderungen

Sie müssen vor dem Planen eines Exchange-Messagingsystems u. a. folgende Geschäftsanforderungen ermitteln:

  • Verträge über den Umfang von Serviceleistungen (Service Level Agreements, SLAs)
  • Kostenbeschränkungen für Netzwerke und Hardware
  • Kostenbeschränkungen für Software

Geschäftsanforderungen, insbesondere Kostenbeschränkungen, haben entscheidenden Einfluss darauf, ob es erforderlich ist, weitgehend innerhalb der vorhandenen Infrastruktur zu arbeiten, oder ob es möglich ist, die Netzwerkinfrastruktur, Hardware und Software zu aktualisieren.

Verträge über den Umfang von Serviceleistungen

Anforderungen in Bezug auf Verträge über den Umfang von Serviceleistungen (Service Level Agreements, SLAs) bestimmen, wie Faktoren wie Speicherung, Clustering sowie Sicherung und Wiederherstellung Ihr System beeinflussen. Beim Beurteilen von SLAs müssen Sie die Erwartungen Ihrer Firma bezüglich der Verfügbarkeit und Wiederherstellbarkeit des Systems ermitteln und dabei Faktoren wie die Nachrichtenübermittlungszeit, den Prozentsatz der Serververfügbarkeit, den Speicherbedarf pro Benutzer und die Wiederherstellungsdauer einer Exchange-Datenbank berücksichtigen. Ermitteln Sie die regulären Geschäftszeiten und die Erwartungen in Bezug auf geplante Ausfallzeiten für Systemwartungen. Ermitteln Sie außerdem eine Kostenabschätzung für nicht geplante Systemausfälle, um die erforderliche Fehlertoleranz für das Messagingsystem zu bestimmen.

Exchange Server 2003 und Windows Server 2003 enthalten neue Funktionen, die Einfluss auf die Systementwicklung im Hinblick auf die Erfüllung von SLAs haben können. Insbesondere der neue Volumeschattenkopie-Dienst kann positive Auswirkungen auf bestehende Beschränkungen von SLAs haben. Da Sicherungsvorgänge lange dauern können, mussten Sie in der Vergangenheit möglicherweise die Anzahl der Benutzer pro Postfachspeicher begrenzen, um SLA-Anforderungen in Bezug auf die Betriebszeit zu erfüllen. Beim Volumeschattenkopie-Dienst erfolgt die Sicherung jedoch über die Schattenkopie, sodass die von den Anwendungen verwendete Datenbank vom Sicherungsvorgang nicht beeinflusst wird. Mit dem Volumeschattenkopie-Dienst können Sie Exchange-Daten (oder beliebige Anwendungsdaten) schnell und mit minimalen Auswirkungen auf die E-Mail-Clients sichern. Auf diese Weise können Sie größere Datenbanken und mehr Benutzer pro Server unterstützen. In Verbindung mit Software und Hardware, die den Volumeschattenkopie-Dienst von Windows Server 2003 unterstützen, können Sie Exchange-Datenbanken beliebiger Größe (von 100 GB bis zu mehreren Terabyte) schnell sichern und wiederherstellen. Außerdem können Sie Cluster einrichten, die an mehreren physischen Standorten vorhanden sind. Durch diese Funktionen wird eine höhere Verfügbarkeit als bisher ermöglicht.

Kostenbeschränkungen für Netzwerke und Hardware

Finanzielle Beschränkungen in Bezug auf Aktualisierungen der bestehenden Netzwerkinfrastruktur und Hardware haben direkten Einfluss auf den Entwurf Ihres Exchange-Messagingsystems. Unter Umständen muss die bestehende Netzwerkinfrastruktur aktualisiert werden, um die Geschäfts- und Benutzeranforderungen zu erfüllen. Wenn hierbei Beschränkungen bestehen, kann es vorteilhaft sein, bestimmte Messagingfunktionen in Exchange 2003 zu verwenden, z. B. RPC über HTTP. Diese Funktion kann dazu beitragen, die Messagingqualität bei langsamen und unzuverlässigen Netzwerkverbindungen zu verbessern.

Einige Funktionen in Exchange 2003, Windows Server 2003 und Outlook 2003 können dazu beitragen, die Gesamtbetriebskosten durch Konsolidierung oder Zentralisierung der Serverhardware deutlich zu reduzieren. So tritt beispielsweise bei Exchange 2003 eine geringere Speicherfragmentierung auf, sodass bei Exchange 2003-Servern mit schnellen Prozessoren mehr Benutzer pro Server verwaltet werden können. Dies gilt ebenfalls für Windows Server 2003, das über eine verbesserte Speicherverwaltung verfügt, sodass mehr Benutzer pro Server verwaltet werden können, bevor Beschränkungen durch eine zu hohe Speicherfragmentierung auftreten. Obwohl bei einer besseren Speicherverwaltung nicht unbedingt auch die Prozessorleistung oder Skalierbarkeit deutlich steigt, können in der Regel mehr Benutzer pro Server verwaltet werden.

Weitere Informationen zu neuen Features finden Sie unter Informationen über die Versionen von Exchange, Windows und Outlook.

Kostenbeschränkungen für Software

Ebenso wie bei Aktualisierungen der Netzwerkinfrastruktur und Hardware können finanzielle Beschränkungen in Bezug auf Aktualisierungen von Betriebssystemen, Serveranwendungen und Anwendungen für Clientcomputer direkt den Entwurf Ihres Exchange-Messagingsystems beeinflussen. Wenn Sie beispielsweise Clientcomputer auf Outlook 2003 aktualisieren, kann der Exchange-Cachemodus dazu beitragen, langsame Netzwerkverbindungen oder Verbindungen mit geringer Bandbreite besser auszunutzen.

Verwaltungsanforderungen

Die Verwaltungsanforderungen Ihres Unternehmens haben beträchtliche Auswirkungen auf den Systementwurf, insbesondere wenn Sie die Verwaltungskosten durch einen Wechsel zu einer zentralisierteren Struktur reduzieren möchten.

Unternehmen implementieren in der Regel Verwaltungsmodelle, die sich einer der beiden folgenden Kategorien zuordnen lassen:

  • Zentralisierte Verwaltung   Eine einzelne Gruppe verwaltet das gesamte Exchange-System. Bei diesem Modell wird eine kleine Anzahl von administrativen Gruppen eingerichtet, unabhängig davon, ob ein einzelnes Datenzentrum oder mehrere Zweigstellen vorhanden sind. Alle Verwaltungsaufgaben werden von einer einzelnen IT-Gruppe ausgeführt. Dieses Modell ist typisch für kleine bis mittlere Unternehmen, kann aber auch in größeren Unternehmen zum Einsatz kommen, bei denen die einzelnen Zweigstellen über Netzwerkverbindungen mit hoher Bandbreite verbunden sind.
  • Verteilte Verwaltung   Die Verwaltung des Exchange-Systems ist auf die einzelnen Unternehmensbereiche oder Niederlassungen verteilt. Das betreffende Unternehmen richtet in der Regel mindestens eine administrative Gruppe für jeden Bereich oder jede Niederlassung ein, wobei jede administrative Gruppe wiederum Routinggruppen, Richtlinien, Server, Verzeichnishierarchien mit Öffentlichen Ordnern und andere Objekte umfasst, die zu den einzelnen Niederlassungen gehören. Eine zentrale IT-Gruppe kann für die Verwaltung von Standards und Richtlinien verantwortlich sein, führt jedoch nicht die alltäglichen Aufgaben der Systemadministration durch. Normalerweise kontrolliert jeder Bereich bzw. jede Niederlassung die eigenen Ressourcen und führt die Systemadministration eigenverantwortlich durch.
    noteAnmerkung:
    In Exchange 5.5 werden durch einen Standort sowohl administrative als auch Routinggrenzen definiert. In Exchange 2000 sind Standorte in administrative Gruppen und Routinggruppen unterteilt, um eine höhere Flexibilität zu ermöglichen. In Exchange 2000 und Exchange 2003 bezieht sich eine Routinggruppe auf eine Sammlung von ständig verfügbaren, zuverlässigen Servern, in der Nachrichten direkt von Server zu Server weitergeleitet werden. Eine administrative Gruppe ist eine Auflistung von Benutzern mit Administratorprivilegien, die nicht durch die Grenzen der Routinggruppe beschränkt ist.

Nach dem Ermitteln der Verwaltungsanforderungen in Ihrem Unternehmen können Sie besser beurteilen, ob eine zentralisierte oder verteilte Struktur oder eine Kombination aus beiden die optimale Lösung für Ihr Unternehmen darstellt. Weitere Informationen zu den wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen der Exchange-Verwaltung und der Verwaltung des Active Directory®-Verzeichnisdiensts finden Sie in „Informationen zur Bewertung der aktuellen Netzwerkumgebung“.

Benutzeranforderungen

Einige Benutzeranforderungen haben Einfluss auf die Planung Ihres Exchange-Messagingsystems, darunter die folgenden:

  • Remotezugriff   In Unternehmen, deren regionale Büros geografisch weit voneinander entfernt und untereinander mit langsamen Netzwerkverbindungen verbunden sind, wird von den Benutzern u. U. eine höhere Leistungsfähigkeit im Offlinebetrieb gewünscht. Wenn Sie diese Anforderung im Zusammenhang mit den bestehenden Geschäftsanforderungen und -beschränkungen beurteilen, können Sie ermitteln, ob in Ihrer Situation mithilfe von Funktionen wie dem Exchange-Cachemodus in Outlook 2003 eine höhere Leistungsfähigkeit im Offlinebetrieb erreicht werden kann.
  • Webzugriff   Die Benutzer wünschen möglicherweise einen Zugriff auf ihre Exchange-Informationen über das Internet. Das Arbeiten mit Microsoft Office Outlook Web Access 2003 für Remotebenutzer wurde durch eine verbesserte Leistung und verschiedene Änderungen in der Benutzeroberfläche vereinfacht. Investitionen in die Aktualisierung des Betriebssystems sind jedoch möglicherweise erforderlich. So können beispielsweise die Leistungssteigerungen durch neue Komprimierungsmethoden nur bei Verwendung des Betriebssystems Windows Server 2003 vollständig genutzt werden.
  • Mobilzugriff   Die Benutzer möchten möglicherweise über mobile Geräte auf ihre Exchange-Informationen zugreifen, beispielsweise über ein Gerät, das mit Microsoft Pocket PC 2003 Phone Edition betrieben wird.

Weitere Informationen zu Verbesserungen in der Benutzerzufriedenheit, die in den neuesten Versionen von Microsoft Windows® und Exchange verfügbar sind, finden Sie in „Informationen über die Versionen von Exchange, Windows und Outlook“.

Sicherheit

Sicherheitsanforderungen können beträchtlichen Einfluss auf die zu entwerfende Active Directory-Struktur haben. So kann beispielsweise in Ihrem Unternehmen die Anforderung bestehen, strenge Sicherheitsgrenzen zwischen den Verzeichnissen der einzelnen Unternehmensbereiche einzuhalten. In diesem Fall müssen mehrere Gesamtstrukturen eingerichtet werden. Weitere Informationen zum Erstellen von mehreren Gesamtstrukturen finden Sie unter Planen der Bereitstellung von Exchange in einer Umgebung mit mehreren Gesamtstrukturen.