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VoIP-Konfiguration

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2009-05-14

Das Konfigurieren von Office Communications Server 2007 R2 für VoIP umfasst die folgenden Aufgaben:

  • Normalisieren von Rufnummern und Übersetzen in das E.164-Standardformat oder in ein anderes Format, falls erforderlich
  • Erstellen von standortabhängigen Wählplänen, so genannten Standortprofilen, die angeben, wie eine Folge von Zahlen je nach Standort, von dem aus gewählt wird, übersetzt werden soll
  • Definieren von Telefonverwendungsdatensätzen, die zur Festlegung der Anrufberechtigungen der Benutzer verwendet werden
  • Erstellen von Routen, die die zu verwendenden Mediengateways für Anrufe angeben, die mit definierten Telefonnummernmustern getätigt werden

In den folgenden Abschnitten werden diese einzelnen Aufgaben beschrieben.

Normalisieren von Rufnummern

Die Normalisierung von Rufnummern ist der Vorgang, bei dem numerische Zeichenfolgen, die in verschiedenen Formaten eingegeben werden, in ein einziges Standardformat übersetzt werden. Enterprise-VoIP erfordert normalisierte Rufnummern zu folgenden Zwecken:

  • Bereitstellung konsistenter Referenzdaten für die Inverssuche. Die Inverssuche ist der Vorgang, bei dem die Nummer eines Benutzers einem entsprechenden SIP-URI zugeordnet wird, damit Anrufe über das IP-Netzwerk an mehrere Benutzerendpunkte weitergeleitet werden können. Hierzu gehören Office Communicator, Office Communicator Phone Edition sowie Anrufoptionen wie die Anrufweiterleitung und eine Mailboxansage.
  • Identifizierung des Anrufers sowie Anwendung der Telefonverwendungsautorisierung (vergleichbar mit herkömmlichen Dienstklassenoptionen) für den Anrufer
  • Weiterleiten von Anrufen an das entsprechende Mediengateway

Office Communicator verwendet weiterhin den Adressbuchserver für die Rufnummernnormalisierung, die für die Inverssuche erforderlich ist.

In Office Communications Server werden Telefonnummern normalisiert, bevor die Inverssuche durchgeführt wird. Wenn die normalisierte Nummer mit der festgelegten Hauptdienstnummer eines Benutzers mit einer Active Directory-Identität übereinstimmt, wird der Anruf an die Endpunkte verteilt, die dem SIP-URI dieses Benutzers zugeordnet sind. Wenn der Server keine Übereinstimmung findet (was bedeutet, dass sich die Zielnummer möglicherweise außerhalb des Unternehmens befindet), überprüft die Ausgangsroutingkomponente die Telefonverwendung des Anrufers, um zu bestimmen, ob ein Anruf bei dieser Nummer autorisiert ist. Der Anruf wird dann an das entsprechende Mediengateway weitergeleitet oder der Anrufer darüber benachrichtigt, dass der Anruf nicht zulässig ist.

Der Telefonnummernnormalisierung erfolgt in der Regel im E.164-Format, in Office Communications Server ist jedoch eine Übersetzung in andere Formate möglich, wenn ein privates Nummernsystem verwendet wird, oder wenn Sie ein Gateway oder eine Nebenstellenanlage verwenden, das bzw. die E.164 nicht unterstützt.

Standortprofile

Organisationen, die an mehr als einem geografischen Standort arbeiten, benötigen eine Möglichkeit, identische Rufnummern-Zeichenfolgen in Nummern zu übersetzen, die für den jeweiligen Standort gültig sind. Eine herkömmliche Nebenstellenanlage (NstA-System) löst dieses Problem, indem sie separate Nummernpläne für die einzelnen Standorte verwaltet. Wenn eine Nebenstellenanlage einen Anruf für eine bestimmte Benutzerdurchwahl empfängt, ist das richtige Ziel eindeutig, da die Nebenstellenanlage ausschließlich für den Standort konfiguriert ist, an dem sie bereitgestellt wurde. Die Enterprise-VoIP-Infrastruktur ist jedoch deutlich anders aufgebaut. Anders als die standortspezifische Nebenstellenanlage ist Enterprise-VoIP über das Unternehmensnetzwerk verteilt. Wenn ein Benutzer z. B. die Durchwahl 50100 wählt, wird in Redmond eine Nummer erreicht, in Dallas eine andere und in London oder Singapur wieder eine andere Nummer.

Die Lösung bieten Standortprofile. Ein Standortprofil ist eine benannte Gruppe von Normalisierungsregeln, die Rufnummern für einen benannten Standort oder Benutzer in ein einzelnes Standardformat (in der Regel E.164, andere Formate werden jedoch unterstützt) übersetzen, um die Telefonautorisierung und das Anrufrouting zu ermöglichen. Die Normalisierungsregeln definieren das Routing für Rufnummern in unterschiedlichen Formaten für den benannten Standort. Ein und dieselbe numerische Zeichenfolge wird je nachdem, von welchem Standort aus sie gewählt wird, möglicherweise unterschiedlich übersetzt.

Da eines der Ziele der Enterprise-VoIP-Lösung darin besteht, den Übergang von einem vorhandenen Telefoniesystem für die Endbenutzer möglichst nahtlos zu gestalten, ist es wichtig, dass sie ihre Wählgewohnheiten während des gesamten Übergangs beibehalten können. Wenn beispielsweise Bob an Standort A bisher 12345 gewählt hat, um Joe zu erreichen, sollte er auch nach dem Übergang zu Enterprise-VoIP die Möglichkeit haben, Joe unter 12345 zu erreichen.

Eine große Organisation benötigt möglicherweise ein separates Standortprofil für jeden Standort, an dem sie ein Büro besitzt. Wenn in Ihrer Organisation bereits eine ältere Nebenstellenanlage bereitgestellt ist, was in den meisten Organisationen der Fall ist, können Sie anhand ihres Wählplans Standortprofile erstellen.

Wenn ein Benutzer einen Anruf mit einem Ziel tätigt, auf das nicht mit dem gewünschten Telefonformat oder einem SIP-URI (Benutzer-URI) verwiesen wird, fügen die Clients ein Telefonkontextattribut ein, das den Namen des Standortprofils angibt, mit dem die Nummer übersetzt werden muss.

Beispiel: INVITE SIP:5550100;phone-context=redmond@contoso.com

Wenn der Client jedoch einen phone-context-Wert von user-default anstelle eines Standortprofils umfasst (beispielsweise INVITE SIP:5550100;phone-context=user-default), suchen und verwenden Enterprise-VoIP-Anwendungen das Standortprofil pro Benutzer, das diesem Benutzer zugewiesen ist.

Mithilfe der folgenden Mechanismen werden Enterprise-VoIP-Clients mit den entsprechenden Standortprofilen konfiguriert:

Office Communicator

  • Mit dem Assistenten zum Konfigurieren von Benutzern werden Standortprofile einzelnen Benutzern zugewiesen, und die Standortprofile pro Benutzer werden dann über die In-Band-Bereitstellung an die Benutzer gesendet.
  • Jeder Office Communications Server-Pool ist mit einem Standortprofil konfiguriert. Wenn ein Standortprofil pro Benutzer nicht einem Benutzer zugewiesen wird, sendet die In-Band-Bereitstellung das standardmäßige Standortprofil auf Poolebene.
  • Da ein Pool mehrere Standorte bedienen kann, ist das Standortprofil auf Poolebene möglicherweise nicht ausreichend. Deshalb unterstützt Office Communicator auch das Konfigurieren des Standortprofils für den Benutzer mithilfe von Gruppenrichtlinienobjekten (Group Policy Objects, GPOs).

Microsoft Office Communicator Phone Edition

  • Die Liste der Standortprofile pro Benutzer oder eine Liste der unterstützten Standortprofile sowie der Poolebenenstandard werden mithilfe der In-Band-Bereitstellung an das Gerät gesendet.
  • Die Benutzer können das Standardstandortprofil auch über die Benutzeroberfläche des Geräts festlegen. Jedes Standortprofil verfügt über eine geordnete Liste von Normalisierungsregeln, mit denen eine gewählte Nummer übersetzt wird. Eine Normalisierungsregel beinhaltet Folgendes:
    • Nummernmuster – regulärer Ausdruck
    • Übersetzung – Übersetzungsmuster
      Beispiel:
      NormRule1     ^5(\d{4})$     +1425555$1
      Nach dieser Regel wird die gewählte Nummer 50100 in das E.164-Format +14255550100 übersetzt. Der reguläre Ausdruck (^5(\d{4})$) ergibt eine Übereinstimmung mit jeder Zahl, die mit der Ziffer 5 beginnt, gefolgt von vier weiteren Ziffern.
Dd425274.note(de-de,office.13).gifHinweis:
Die Reihenfolge der Normalisierungsregeln in einem Standortprofil ist von Bedeutung, da die erste Regel, mit der sich eine Übereinstimmung ergibt, zum Übersetzen der Nummer verwendet wird. Wenn keine Übereinstimmung gefunden wird, wird eine Fehlerantwort an den Anrufer gesendet.

Abbildung 1 veranschaulicht drei Standortprofile für Standorte in Redmond, Dallas und New York. Sie enthält einige beispielhafte Normalisierungsregeln, die Teil der Standortprofile sind.

Abbildung 1. Standortprofile für Redmond, Dallas und New York

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Telefonverwendungsdatensätze

Telefonverwendungsdatensätze bieten eine schnelle, einfache Möglichkeit, Benutzern Anrufberechtigungen zu erteilen sowie die Priorisierung und Auswahl von Routen zu erleichtern. Beispielsweise ist ein Mitarbeiter mit einem Zeitvertrag möglicherweise nicht autorisiert, Ferngespräche zu tätigen, oder nur bestimmte Mitarbeiter oder Arbeitsgruppen dürfen ins Ausland telefonieren. Ein Telefonverwendungsdatensatz ist eine beliebige Beschriftung, die Sie erstellen, um eine Kategorie von Anrufzielen zu identifizieren. Beispiele: Ortsgespräch, Nahbereich, Ferngespräch, USA, Singapur, Auslandsgespräch. In dieser Hinsicht ähneln Telefonverwendungsdatensätze den Dienstklassen der herkömmlichen Telefonie. Telefonverwendungsdatensätze sind jedoch flexibler, weil sie sowohl auf Benutzerrichtlinien als auch auf Routen angewendet werden. Auf diese Weise können sehr genaue Telefonautorisierungen für Einzelpersonen und Gruppen formuliert werden.

Indem Sie sowohl den Benutzerrichtlinien als auch den Routen für ausgehende Anrufe Telefonverwendungsdatensätze zuweisen, geben Sie an, welche Benutzer Anrufe über bestimmte Routen tätigen dürfen. Wenn ein Benutzer einen Anruf tätigt, gleicht Office Communications Server den Anrufer mit einer Liste von Routen ab, wie im nächsten Abschnitt dieses Dokuments beschrieben. Wenn der Telefonverwendungsdatensatz für die Route auch in der dem Anrufer zugewiesenen VoIP-Richtlinie enthalten ist, wird das Durchstellen des Anrufs zugelassen. Wenn keine der dem Telefonverwendungsdatensatz zugeordneten Routen für die gewählte Nummer verwendet werden kann, weist der Server den Anruf zurück.

Folgende Schritte werden bei der Verwendung von Telefonverwendungsdatensätzen durchgeführt:

  1. Administratoren erstellen Richtlinien, die verschiedene Telefonverwendungsattribute enthalten.

    Dd425274.note(de-de,office.13).gifHinweis:
    Die Reihenfolge der Telefonverwendungsattribute in der Richtlinie ist von Bedeutung. Es wird empfohlen, sie absteigend nach Bevorzugung anzuordnen.
  2. Den Benutzern wird anhand ihrer Anrufrechte eine Richtlinie zugewiesen.

  3. Routen werden Telefonverwendungsdatensätzen zugewiesen, um Routen und die für ihre Verwendung autorisierten Benutzer einander zuzuordnen. Benutzer können also nur Anrufe über Routen tätigen, für die sie passende Telefonverwendungsdatensätze besitzen.

Routen

Wenn Office Communications Server bestimmt, dass eine gewählte Nummer an ein PSTN-Gateway weitergeleitet werden muss, wird die Routingtabelle abgefragt, um das optimale Gateway für den Anruf zu bestimmen.

Die Richtlinie des anrufenden Benutzers (oder eines Benutzers, der den Anruf durchstellt) bestimmt zusammen mit der gewählten Nummer, an welches Gateway der Anruf weitergeleitet werden soll. Das folgende Beispiel veranschaulicht die von der Routinganwendung verwendete Logik.

routeList = null;
foreach ( usage  in  caller.usages ) – Reihenfolge ist von Bedeutung
    foreach ( route  in  routesWithUsage[ usage ] )
        if ( route.RegexPattern.Matches ( targetPhoneNumber ) )
            routeList.Append ( route );

Es folgen Beispiele für die Failoverlogik im Zusammenhang mit der Auswahl des Gateways:

  • Wenn mehrere Gateways eine bestimmte Route bedienen, werden die Anrufe mit einem Roundrobin-Algorithmus auf die Gateways verteilt.
  • Für jedes Gateway ist eine Maximalanzahl fehlgeschlagener Anrufversuche konfiguriert, nach der der Datenverkehr zu diesem Gateway gedrosselt wird. Standardmäßig sind dies zehn Versuche. Dieser Wert kann jedoch mit einem WMI-Skript (Windows Management Instrumentation) geändert werden. Für jeden Anruf darf ein bestimmtes Gateway nur jeweils einmal versucht werden. Wenn alle Gateways, die eine bestimmte Route bedienen, als nicht verfügbar gekennzeichnet sind, verwirft der Server den Anruf und benachrichtigt den Client. Sie können ein Gateway auch so konfigurieren, dass es für einen bestimmten Zeitraum aus der Auswahllogik entfernt wird. Das nicht reagierende Gateway wird für immer längere Zeiträume aus der Liste der verfügbaren Gateways entfernt, bis zu einem Maximum von 60 Minuten. Während dieser Zeit versucht der Server wiederholt, eine positive Antwort zu erhalten. Sobald der Server eine positive Antwort erhält, fügt er das Gateway wieder der Liste verfügbarer Gateways hinzu.

Abbildung 2. Beispiel der Routinglogik

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Dd425274.note(de-de,office.13).gifHinweis:
Nur Anrufe von Benutzern, für die Enterprise-VoIP aktiviert ist, werden nach dem oben definierten Verfahren weitergeleitet. Falls die Routingtabelle keinen übereinstimmenden Eintrag enthält, wird der Anruf abgewiesen.

Ausführliche Informationen, einschließlich Beispielen und Empfehlungen zu Best Practices, finden Sie unter Planen der Voicemail.