Gute Daten, böse Daten

Fast 2 Zettabyte an Daten wurden im letzten Jahr weltweit produziert – eine Zahl mit 21 Nullen! Moderne IT-Technologien ermöglichen es uns heute, Daten in einem bisher unvorstellbaren Umfang zu speichern und zu analysieren. Diese Daten können wir in vielerlei Hinsicht nutzen. Um Naturkatastrophen besser vorherzusagen, um wirtschaftliche Entwicklungen genauer zu berechnen – oder auch, um genaue Profile von Konsumenten zu erstellen.

Genau diese Möglichkeit erregte vor einigen Tagen breite Aufmerksamkeit: Forscher fanden heraus, dass sich auf Facebook mit hoher Wahrscheinlichkeit aus "Gefällt mir"-Klicks die politische, religiöse oder gar sexuelle Orientierung von Menschen schlussfolgern lässt. Mit der immer weiter wachsenden Anzahl digitaler Spuren, so kritische Stimmen, werde es schwierig für Menschen, zu kontrollieren, welche ihrer Einstellungen offen gelegt werden. Eine Gefahr für Freiheit und Demokratie? Ist Big Data eine Chance oder eine Bedrohung?

Gestern diskutierte ich auf einem Forum der Initiative D21 mit Politikern, Wissenschaftlern und Datenschützern über die Folgen von Big Data Technologien. Wie werden sie unsere Wirtschaft und unseren Alltag verändern? Welche wirtschaftlichen, technologischen und vor allem politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen sind notwendig? Fest steht: Big Data stellt neue Anforderungen an den Datenschutz. Gerade wir als IT-Hersteller stehen in der Verantwortung, aktiv an Lösungen mitzuarbeiten und uns in der digitalen Debatte zu engagieren. Dies tun wir beispielsweise auf unserer Plattform Demokratie & IT.

Unsere grundsätzliche Überzeugung ist, dass der Datenschutz nicht aufgeweicht werden darf. Auf der anderen Seite müssen wir die Kommunikation und Arbeitsfähigkeit in einer modernen, vernetzten Gesellschaft sicherstellen. Denn um bestimmte Dienste im Internet zu nutzen, ist es nun einmal notwendig, dass die User bestimmte Daten preisgeben. (Und sie sind hierzu übrigens meistens auch bereit.) Der Fokus im Datenschutz sollte sich daher stärker auf Kontrolle durch die Nutzer selbst richten: Sie haben ein Recht darauf zu wissen, was mit ihren Daten passiert oder an wen diese weitergegeben werden, und tragen damit gleichzeitig eine Eigenverantwortung.

Daten sind weder gut noch böse. Lediglich der Zweck ihrer Nutzung kann gut oder böse sein. Zugegeben: Für den Nutzer ist der Zweck der Datenabfrage nicht immer sofort erkennbar. Häufig hilft es aber schon, das Geschäftsmodell des IT-Anbieters hinterfragen: Bin ich als Nutzer eines Services am Ende nur ein Datenlieferant, aus dem möglichst viele verwertbare Informationen herausgepresst werden? Oder werde ich als Kunde geschätzt – mit einem Recht auf Datenschutz und Privatsphäre?

Posted by Dr. Marianne Janik
Senior Director Public Sector Microsoft Deutschland