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Entwerfen des Dialogfelds zur Auflösung von Dateinamenskonflikten in Windows 8

Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare zu unserer Arbeit an der Verbesserung der grundlegenden Dateiverwaltungsaufgaben. Wir waren überwältigt von den Reaktionen – die Änderungen werden mit Spannung erwartet und das gesamte Thema wird begeistert diskutiert. Dies ist einer der Gründe, warum das Entwickeln von Windows 8 so viel Spaß macht. Obwohl wir Kommentare und Vorschläge zu vielen der behandelten Themen erhalten haben, betrafen mit Abstand die meisten Diskussionsbeiträge das Dialogfeld zur Lösung von Dateinamenskonflikten (ein einzelnes Dialogfeld!). Wir nahmen das zum Anlass, die Entwurfsarchive aus der Entwicklungsphase zu durchstöbern und Ihnen einige unserer Versuche und deren Entstehung zu präsentieren. Selbstverständlich kommen wir im weiteren Verlauf auch auf Änderungen zu sprechen, die wir möglicherweise noch vornehmen werden, jedoch erscheint es uns sinnvoll, einen Blick auf den Entwicklungsprozess zu werfen. Dieser Beitrag wurde gemeinsam von einigen Mitarbeitern verfasst, die an diesem Feature gearbeitet haben (und selbstverständlich auch an anderen Bereichen von Windows 8) – Ben Truelove (Designer), Matt Duignan (Benutzeroberflächenentwickler), Jon Class und Ilana Smith (Programmmanager). – Steven

Auf unseren vorherigen Beitrag zum neuen Kopiervorgang von Windows 8 folgten zahlreiche Fragen und Kommentare zum neuen Dialogfeld für die Dateiauswahl zur Auflösung von Dateinamenskonflikten. Aufgrund des großen Interesses möchten wir einige unserer Entwurfsschritte und Anwendungstests vorstellen, aus denen dieser Entwurf hervorgegangen ist.

Der implementierte Entwurf enthält zwei Ebenen des Umgangs mit Dateinamenskonflikten.

  • Das Hauptdialogfeld bietet eine vereinfachte Stapelverarbeitung für alle Konflikte per Mausklick, mit den Optionen [Replace all] (Alle ersetzen) und [Skip all] (Alle überspringen). Wir nennen dies das einfache Dialogfeld für die Auflösung von Dateinamenskonflikten.
  • Daneben gibt es jedoch auch die Möglichkeit, ein zweites Dialogfeld aufzurufen, das weitere Informationen beinhaltet und feinere Einstellungen ermöglicht. Dabei handelt es sich um das ausführliche Dialogfeld zur Auflösung von Dateinamenskonflikten.

Abbildung 1 – Fertige Dialogfelder

Windows 7 und zuvor

Die Auflösung von Dateinamenskonflikten ist grundsätzlich eine schwierige Aufgabe, bei der die richtige Auswahl zwischen zwei sehr ähnliche Dingen getroffen werden muss.

Früher, in Windows 3.1, hat das folgendermaßen funktioniert:

Abbildung 2 – Konflikt in Windows 3.1

Bis zu Windows 7 haben wir unzweifelhaft deutliche Fortschritte erzielt:

Abbildung 3 - Windows 7-Dialogfeld zur Konfliktauflösung

In Windows 7 stehen wesentlich mehr unterstützende Informationen sowie zusätzliche Optionen für die zu treffenden Maßnahmen bereit. Für Windows 8 wollten wir diesen Vorgang noch weiter verbessern, um das Treffen der richtigen Entscheidungen zu vereinfachen und Dateiübertragungsaufgaben schneller abzuschließen. Wie bereits gesagt, ergaben die Feedback- und Supportanrufe zum vorhandenen Dialogfeld ein deutliches Bild: Benutzer hatten in dem recht komplexen Dialogfeld Schwierigkeiten, die erforderlichen Informationen für ihre Entscheidung zu finden. Selbst bei unserer gründlichen Arbeitsweise dauert es mitunter eine Weile, bis Nachteile ans Licht kommen. Bedenken Sie, dass Millionen von Benutzern Vorabversionen von Windows 7 verwendet haben, und dies trotz allem kein großes Thema in unseren Foren gewesen ist (was nicht heißt, dass dieses Thema nicht angesprochen wurde, jedoch spielte es eine untergeordnete Rolle).

Verbessern des Dialogfelds von Windows 7

Zunächst haben wir nach Möglichkeiten gesucht, das Dialogfeld so weit wie möglich unverändert zu lassen und dabei doch schrittweise bezüglich der Informationen zu optimieren, die für die richtige Entscheidung benötigt werden.

Abbildung 4 – Frühe Konzepte für die Auflösung einzelner Dateikonflikte

Aus diesen Entwürfen gingen einige Konzepte hervor, die weiter übernommen wurden:

  • Durch den Verzicht auf überflüssige Bezeichnungen (z. B. [Date modified:] (Geändert am:)) und den erläuternden Text konnten wir die wichtigen Informationen übersichtlich präsentieren.
  • Die Metadatenadjektive wurden hervorgehoben. Statt durch den umständlichen Vergleich von Dateigrößen werden die entsprechenden Informationen mithilfe von Begriffen wie z. B. "Größer" zusammengefasst.
  • Häufig verwendete Einstellungen wurden vorab standardmäßig ausgewählt, um den Benutzern Arbeit abzunehmen.

Schnell und flüssig: bessere Stapelverarbeitung von Konflikten

Ziel bei Windows 8 ist es, Aufgaben schneller und effizienter erledigen zu können. "Schnell und flüssig" sind daher die entscheidenden Begriffe für alle Entwürfe im Zusammenhang mit Windows 8 (bei Finger-, Maus-/Tastatureingaben oder beidem zusammen). Der nächste größere Entwurfsschritt bestand darin, Möglichkeiten zu prüfen, die Konflikte wie beim Kopieren von mehreren Dateien zwecks einer schnelleren Auflösung in einem einzigen Dialogfeld darzustellen.

Hierbei kam die Idee auf, die Optionen [Replace all] (Alle ersetzen) bzw. [Skip all] (Alle überspringen) zu optimieren. Meistens wissen Sie genau, welche Dateien Sie kopieren und warum Konflikte auftreten. In diesem Fall ist die Auswahl einer Aktion einfach.

Abbildung 5 – Hinzufügen von Stapelverarbeitung

Für Fälle, in denen Sie weitere Informationen oder genauere Einstellungen benötigen, haben wir die Entscheidung getroffen, Informationen in "Ebenen" mit jeweils ausführlicheren Details bereitzustellen.

Wir begannen mit zwei Ebenen:

Abbildung 6 – Die ersten beiden Ebenen

Anschließend haben wir mit drei Ebenen experimentiert:

Abbildung 7 – Drei Ebenen

Schließlich kehrten wir jedoch zu einer Ebene zurück:

Abbildung 8 – Eine Ebene

Dieser Entwurf bietet zahlreiche Vorteile. Er stellt eine Vielzahl von Informationen bereit. Da durch Klicken auf die Kopfzeilen der gesamte Inhalt einer Spalte ausgewählt wird, lassen sich Konflikte effizient lösen. Jedoch wäre dies eine sehr komplexe Benutzeroberfläche für die erste Ansicht geworden.

Stattdessen haben wir die besten Optionen folgendermaßen zusammengefügt:

Abbildung 9 – Dialogfeld mit zwei Ebenen

Einfache und ausführliche Auflösung von Konflikten

Es war deutlich, dass dieser Entwurf zu einer ausgewogenen Kombination aus Übersicht und Effizienz führen würde, die den Anforderungen der Benutzer entspricht.

Leider bemerkten wir, dass dieser Entwurf eine echte Herausforderung birgt: Wenn Sie [Let me pick] (Eigene Auswahl) auswählen, erhalten Sie ein verwirrendes und unnötig komplexes Dialogfeld, da sowohl die einfachen als auch die erweiterten Optionen angezeigt werden. Daher haben wir uns für einen Entwurf entschlossen, in dem es sich beim einfachen und erweiterten Dialogfeld zur Auflösung von Konflikten um getrennte Elemente der Benutzeroberfläche handelt.

Abbildung 10 – Grundstruktur

Mit dieser Entscheidung war die Grundstruktur festgelegt.

Verfeinerungen

Im Zuge der Vorbereitung der Benutzertests wurde der Entwurf weiter verfeinert.

  • Wir haben die Verwirrung beseitigt, die durch die einzelne Miniaturansicht entstand.
  • Quelle und Ziel (sowie die zugehörigen Spalten) wurden deutlicher hervorgehoben.
  • Unser User Assistance-Team (die Autoren der Texte für Produkt, Hilfe und Internet) verbesserte den Text des Dialogfelds.

Abbildung 11 – Vor dem Test

Es ist interessant, sich die Übereinstimmungen zwischen dem Dialogfeld für die einfache Konfliktauflösung und einigen der früheren Entwürfe für den Umgang mit einzelnen Dateikonflikten anzusehen. Weiterhin ist von Interesse, wie sehr diese beiden Lösungen dem endgültigen Entwurf des Dialogfelds ähneln.

Die erste Runde von Anwendungstests

In den Anwendungstests greifen unsere Experten auf eine Gruppe unterschiedlicher Testpersonen zurück, die nicht für Microsoft arbeiten und über unterschiedliche Fähigkeiten sowie Erfahrungen verfügen. Wir zeigen den Testpersonen die Software und bitten sie darum, bestimmte Aufgaben durchzuführen. Wir lassen uns die Gedanken der Testteilnehmer beschreiben und setzen eine Blickverfolgungstechnologie ein, um ein Verständnis der Wahrnehmung des Dialogfelds zu entwickeln und die erfolgreiche Fertigstellung der Aufgaben zu kontrollieren. Dabei erhielten wir wertvolle Einsichten in die Funktionalität (bzw. Fehler) des Entwurfs.

Anwendungstest sind eine wesentliche Komponente im Rahmen unserer Entwicklungsarbeit. Jeder, der über Erfahrung mit Anwendungstests verfügt, weiß, dass man sich sowohl im entsprechenden Feld als auch im Entwurf von Tests sehr gut auskennen muss, da eine verzerrte Wahrnehmung und Fehler bei der Testerstellung rasch zu falscher Sicherheit oder Aufwand für die Optimierung eines grundsätzlich falschen Ansatzes führen können. Daher werden unsere Tests von unabhängigen Experten entwickelt, die sowohl die Grenzen der Tests kennen als auch sicherstellen, dass die aus den Tests gezogenen Schlussfolgerungen hinsichtlich der Ziele des Tests relevant sind. Letztendlich erfordert die Auswahl eines Entwurfs sowohl eine Vielzahl qualitativer als auch quantitativer Messwerte sowie Erfahrung und Intuition.

Uns war klar, dass wir aus der ersten Runde Anwendungstests viel lernen würden und dies zahlreiche Änderungen nach sich ziehen wird. Aus diesem Grund haben wir die RITE-Methode eingesetzt. Bei den meisten Anwendungsstudien wird von allen Testpersonen dieselbe Benutzeroberfläche getestet, doch dank RITE konnten wir das bereits Gelernte fortlaufend zwischen einzelnen Teilnahmen einarbeiten. (Zu diesem Zeitpunkt wurden PowerPoint-Folien für die Tests verwendet. Die Änderungen waren also kostengünstig.)

Das Ergebnis machte keine Änderungen am einfachen Dialogfeld zur Auflösung von Konflikten erforderlich, da hier die Tests sehr erfolgreich verliefen. Für das erweiterte Dialogfeld zur Auflösung von Konflikten wurden jedoch unterschiedliche Ansätze getestet:

Abbildung 12 – In der ersten RITE- Studie getestete Dialogfelder

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Kontrollkästchen sind erforderlich. So sehr wir ein übersichtlicheres Design ohne Kontrollkästchen bevorzugen würden – die Test waren hier einfach nicht erfolgreich. Die Benutzer wussten bei einer Oberfläche ohne Kontrollkästchen nicht, wie sie vorgehen sollten. Zum Treffen einer geeigneten Auswahl erwiesen sich Kontrollkästchen als wesentlich effektiver. Allerdings haben wir viele Bereiche als Ziele für das Klicken beibehalten, sodass Benutzer auf das Kontrollkästchen, die Miniaturansicht oder den Text klicken können, um eine Datei auszuwählen.

Abbildung 13 – Ziel für den Klick

Klickzielbereich für die Dateiauswahl

  • Die Kombination von unterschiedlichen Adjektiven (z. B. "Neuer", "Größer") mit den Metadaten erwies sich als verwirrend. Die Benutzer nahmen dies als zwei unterschiedliche Konzepte wahr. Die Adjektive waren dabei besonders problematisch. Benutzer hielten diese für Titel oder eine Beschreibung des Speicherorts. (Beispielsweise wurde "Älter" dahingehend interpretiert, dass dies die Dateien am Zielspeicherort bezeichnet, da diese bereits vor dem Kopieren vorhanden waren.)
  • Die Spalten mussten deutlicher werden. Auf den ersten Blick erinnerten sie eher an die Kachel-Ansicht im Explorer als an eine Tabelle.

Weitere Verfeinerungen

Weitere Entwürfe wurden geprüft, da die Probleme mit Adjektiven und Spalten nicht einfach zu lösen waren:

Abbildung 14 – Verfeinerungen während der Tests

Die Verdeutlichung der Hierarchie und Bedeutung von Quelle/Ziel im Vergleich zu den Zeilen mit Konflikten erwies sich als besonders problematisch. Wir haben mit senkrechten Linien experimentiert, jedoch ging dadurch der Zusammenhang zwischen Quelle und Ziel verloren. Letztendlich entschieden wir uns für waagerechte Linien, gemeinsam mit dem Dateinamen in der Kopfzeile, um Konflikte möglichst klar voneinander zu trennen. Die Kontrollkästchen halfen bei der Unterscheidung einer Auswahl zwischen Quelle und Ziel, ohne die Darstellung dieses Unterschieds zu beeinträchtigen.

An diesem Punkt mussten wir uns von einigen unserer ersten Ideen verabschieden:

  • Keine Standardauswahl. Waren mehr Konflikte vorhanden, als ohne Bildlauf auf der Seite dargestellt werden konnten, führte eine Standardauswahl zu einem zu hohen Risiko von Datenverlusten. Keine Auswahl in einer Zeile bedeutet, dass das Kopieren dieser Datei übersprungen wird. So geht nichts verloren.
  • Kleine Adjektive. Uns gefiel die Idee, "Neuer" und "Größer" zu verwenden, jedoch trugen diese zur Verwirrung bei, und die Benutzer legten Wert auf konkrete Daten.
    Stattdessen entschieden wir uns für einen subtileren Vorschlag, um den Benutzern die Entscheidung zu erleichtern: die neueren und größeren Metadatenwerte werden auf der Benutzeroberfläche fett dargestellt. Dies erwies sich als überraschend effektiv, ohne dass neue Konzepte oder weitere Elemente eingeführt werden mussten.

Weitere Anwendungstests

In der nächsten Runde Anwendungstests näherten wir uns dem endgültigen Entwurf und testeten daher weniger Alternativen:

Abbildung 15 – Zweiter Anwendungstest

Die dritte Option erwies sich mit Abstand als die beste. Mit der zweispaltigen Ansicht wird der Platz am effizientesten genutzt, und die Kontrollkästchen befinden sich in der Nähe der entsprechenden Frage. Datum und Uhrzeit müssen sich auf derselben Zeile befinden, da es sich in der Regel um einen einzelnen Wert handelt.

Das erweiterte Dialogfeld zur Konfliktauflösung bietet zudem folgende Hilfefeatures, wenn zusätzliche Informationen für die Entscheidung erforderlich sind:

  • Durch Doppelklicken auf die Miniaturansicht wird die Datei geöffnet.
  • Durch Rechtsklicken auf die Miniaturansicht wird das standardmäßige Kontextmenü geöffnet.
  • Durch Klicken auf den blauen Quell- und Zieltext werden die entsprechenden Speicherorte im Explorer geöffnet.
  • Beim Bewegen des Mauszeigers über die Miniaturansicht oder die Verknüpfung wird eine QuickInfo mit dem vollständigen Dateipfad angezeigt.

Weitere Änderungen

Seit der ersten Umfrage wurden weitere Studien durchgeführt und kleinere Änderungen vorgenommen, jedoch ist das grundlegende Design weitgehend unverändert geblieben. Es war ermutigend zu sehen, mit welcher Leichtigkeit Benutzer Anwendungsaufgaben abschließen konnten. Das Auflösen von Dateinamenskonflikten ist ein schwieriges Problem, dass die Benutzer jedoch effizient und erfolgreich lösen können.

Abbildung 16 – Fertiger Entwurf

Sehen Sie sich das Video in unserem vorherigen Beitrag – Grundlegende Dateiverwaltungsaufgaben – an, um den Entwurf in Aktion zu erleben.

Wir freuen uns über Feedback und möchten es dazu verwenden, den bestmöglichen Entwurf zu entwickeln. Daher haben wir all Ihre Kommentare sorgfältig gelesen und sind schon auf Ihre praktischen Erfahrungen mit diesem Entwurf gespannt.

– Ben Truelove, Matt Duignan, Jon Class und Ilana Smith

(Anmerkung: Einige unserer Teammitglieder haben Kommentare zu einigen der Fragen zum letzten Beitrag veröffentlicht: Alex, Matt, Jordi und Jon.)

Comments

  • Anonymous
    September 01, 2011
    The comment has been removed
  • Anonymous
    September 02, 2013
    ich finde es wäre sehr wichtig dass sie bei gleichnamigen dateien die option "kopieren und beide dateien beibehalten, umbenennen (2)".warum haben sie das entfernt?oft ist es nicht besser dinge zu vereinfachen, vor allem wenn dann wichtige optionen nicht mehr verfügbar sind (siehe apple)mfg
  • Anonymous
    September 02, 2013
    sehr wichtig wäre endlich auch einmal eine funktion die kopierprozesse nacheinander reiht, damit nicht mehrere prozesse gleichzeitig laufen, sich gegenseitig stören und die festplatten unnötig belasten.
  • Anonymous
    September 21, 2013
    @benjamindu musst bei dem "Choose Files" Dialog auf der linken und rechten Seite die Dateien auswählen, die du behalten willst, dann wird eine Kopie erstellt. Habe ich auch nur mal durch Zufall gefunden. so viel zu UX in Win8.