Langzeitaufbewahrung: Azure SQL-Datenbank und Azure SQL Managed Instance
Viele Anwendungen dienen gesetzlichen, compliancebedingten oder anderen geschäftlichen Zwecken, die voraussetzen, dass Datenbanksicherungen länger als der Zeitraum von 7–35 Tagen, der für automatische Sicherungen von Azure SQL-Datenbank und SQL Managed Instance zur Verfügung gestellt wird, aufbewahrt werden. Mithilfe des Features für die Langzeitaufbewahrung (Long-Term Retention, LTR) können Sie angegebene vollständige Sicherungen von SQL-Datenbank und SQL Managed Instance bis zu 10 Jahre lang in Azure Blob Storage mit konfigurierter Redundanz speichern. LTR-Sicherungen können dann als neue Datenbank wiederhergestellt werden.
Die Langzeitaufbewahrung kann für Azure SQL-Datenbank und Azure SQL Managed Instance aktiviert werden. Dieser Artikel enthält eine konzeptionelle Übersicht über die Langzeitaufbewahrung. Informationen zum Konfigurieren der Langzeitaufbewahrung finden Sie unter Konfigurieren der Langzeitaufbewahrung von Azure SQL-Datenbank und Konfigurieren der Langzeitaufbewahrung von Azure SQL Managed Instance.
Hinweis
- In Azure SQL Managed Instance können Sie SQL-Agent-Aufträge verwenden, um Kopiesicherungen von Datenbanken als Alternative zur Langzeitaufbewahrung (LTR) über 35 Tage hinaus zu planen.
- Die langfristige Sicherungsaufbewahrung für Hyperscale-Datenbanken ist ab sofort in der Vorschauversion verfügbar.
Funktionsweise der Langzeitaufbewahrung
Die langfristige Sicherungsaufbewahrung (LTR) nutzt die automatischen vollständigen Datenbanksicherungen für die Zeitpunktwiederherstellung (Point In Time Restore, PITR). Wenn eine LTR-Richtlinie konfiguriert wurde, werden diese Sicherungen in verschiedene Blobs für langfristige Speicherung kopiert. Der Kopiervorgang ist ein Hintergrundauftrag, der keine Auswirkung auf die Leistung der Datenbankworkload hat. In der LTR-Richtlinie für jede Datenbank in Azure SQL-Datenbank können Sie auch festlegen, wie oft die LTR-Sicherungen erstellt werden.
Um von LTR zu profitieren, können Sie eine Richtlinie mit einer Kombination aus vier Parametern definieren: wöchentliche Sicherungsaufbewahrung (W), monatliche Sicherungsaufbewahrung (M), jährliche Sicherungsaufbewahrung (Y) und Woche des Jahres (WeekOfYear). Wenn Sie den Parameter „W“ angeben, wird eine wöchentliche Sicherung in den langfristigen Speicher kopiert. Wenn Sie den Parameter „M“ angeben, wird die erste Sicherung jedes Monats in den langfristigen Speicher kopiert. Wenn Sie den Parameter „Y“ angeben, wird eine Sicherung, die in der durch „WeekOfYear“ angegebenen Woche erstellt wird, in den langfristigen Speicher kopiert. Wenn die angegebene WeekOfYear beim Konfigurieren der Richtlinie in der Vergangenheit liegt, wird die erste LTR-Sicherung im Folgejahr erstellt. Jede Sicherung wird entsprechend den Richtlinienparametern, die beim Erstellen der LTR-Sicherung konfiguriert werden, im langfristigen Speicher aufbewahrt.
Hinweis
Jede Änderung der LTR-Richtlinie gilt nur für zukünftige Sicherungen. Wenn Sie beispielsweise die wöchentliche Sicherungsaufbewahrung (W), monatliche Sicherungsaufbewahrung (M) oder jährliche Sicherungsaufbewahrung (Y) ändern, gilt die Aufbewahrungseinstellung nur für neue Sicherungen. Die Aufbewahrung vorhandener Sicherungen wird nicht geändert. Wenn Sie ältere LTR-Sicherungen vor Ablauf des Aufbewahrungszeitraums löschen möchten, müssen Sie die Sicherungen manuell löschen.
Beispiele für die LTR-Richtlinie:
W=0, M=0, Y=5, WeekOfYear=3
Die dritte vollständige Sicherung jedes Jahres wird fünf Jahre lang aufbewahrt.
W=0, M=3, Y=0
Die erste vollständige Sicherung jedes Monats wird drei Monate lang aufbewahrt.
W=12, M=0, Y=0
Jede wöchentliche vollständige Sicherung wird zwölf Wochen lang aufbewahrt.
W=6, M=12, Y=10, WeekOfYear=20
Jede wöchentliche vollständige Sicherung wird sechs Wochen lang aufbewahrt. Eine Ausnahme stellt die erste vollständige Sicherung jeden Monats dar: Sie wird zwölf Monate lang aufbewahrt. Eine weitere Ausnahme stellt die vollständige Sicherung dar, die in der 20. Woche des Jahres erstellt wurde: Sie wird zehn Jahre lang aufbewahrt.
Die folgende Tabelle veranschaulicht den Rhythmus und den Ablauf der langfristigen Sicherungen für die folgenden Richtlinie:
W=12 (12 Wochen bzw. 84 Tage), M=12 (12 Monate bzw. 365 Tage), Y=10 (10 Jahre bzw. 3650 Tage), WeekOfYear=20 (Woche nach dem 13. Mai)
Wenn Sie die oben beschriebene Richtlinie ändern und W=0 festlegen (keine wöchentlichen Sicherungen), behält Azure nur die monatlichen und jährlichen Sicherungen bei. Unter der LTR-Richtlinie werden keine wöchentlichen Sicherungen gespeichert. Der zum Aufbewahren dieser Sicherungen benötigte Speicherplatz verringert sich entsprechend.
Wichtig
Die Zeitplanung für die einzelnen LTR-Sicherungen wird durch Azure gesteuert. Sie können eine LTR-Sicherung nicht manuell erstellen oder die Zeitplanung für die Sicherungserstellung steuern. Nach dem Konfigurieren einer LTR-Richtlinie kann es bis zu 7 Tage dauern, bis die erste LTR-Sicherung in der Liste der verfügbaren Sicherungen angezeigt wird.
Wenn Sie einen Server oder eine verwaltete Instanz löschen, werden auch alle Datenbanken auf diesem Server oder in dieser verwalteten Instanz gelöscht und können nicht mehr wiederhergestellt werden. Ein gelöschter Server oder eine gelöschte verwaltete Instanz kann nicht wiederhergestellt werden. Wenn Sie jedoch die Langzeitaufbewahrung (Long-Term Retention, LTR) für eine Datenbank oder eine verwaltete Instanz konfiguriert haben, werden Sicherungen für die Langzeitaufbewahrung nicht gelöscht und können zum Wiederherstellen von Datenbanken auf einem anderen Server bzw. einer anderen verwalteten Instanz im selben Abonnement verwendet werden. Die Wiederherstellung erfolgt hierbei für den Zeitpunkt, an dem die LTR-Sicherung durchgeführt wurde.
Georeplikation und langfristige Sicherungsaufbewahrung
Wenn Sie aktive Georeplikation oder Failovergruppen als Geschäftskontinuitätslösung verwenden, sollten Sie sich auf mögliche Failover vorbereiten und dieselbe LTR-Richtlinie für die sekundäre Datenbank oder Instanz konfigurieren. Ihre LTR-Speicherkosten werden sich nicht erhöhen, da keine Sicherungen von sekundären Datenbanken erstellt werden. Die Sicherungen werden nur erstellt, wenn die sekundäre Datenbank zur primären Datenbank wird. Dies sorgt für eine unterbrechungsfreie Erstellung der LTR-Sicherungen, wenn das Failover ausgelöst und die primäre Datenbank in den sekundären Bereich verschoben wird.
Hinweis
Wenn die ursprüngliche primäre Datenbank nach dem Ausfall, der zu einem Failover geführt hat, wiederhergestellt wird, wird sie zu einer neuen sekundären Datenbank. Daher wird die Sicherungserstellung nicht fortgesetzt und die bestehende LTR-Richtlinie wird erst wieder wirksam, wenn sie wieder die primäre Datenbank ist.
Konfigurieren der langfristigen Sicherungsaufbewahrung
Sie können die langfristige Sicherungsaufbewahrung im Azure-Portal und mit PowerShell für Azure SQL-Datenbank und Azure SQL Managed Instance konfigurieren. Zum Wiederherstellen einer Datenbank aus dem LTR-Speicher können Sie eine bestimmte Sicherung basierend auf ihrem Zeitstempel auswählen. Die Datenbank kann auf einem beliebigen vorhandenen Server oder einer verwalteten Instanz unter dem gleichen Abonnement wie die ursprüngliche Datenbank wiederhergestellt werden.
Informationen zum Konfigurieren der Langzeitaufbewahrung oder zum Wiederherstellen einer Datenbank aus einer Sicherung für SQL-Datenbank im Azure-Portal oder mithilfe von PowerShell finden Sie unter Verwalten der langfristigen Aufbewahrung von Sicherungen in Azure SQL-Datenbank.
Informationen zum Konfigurieren der Langzeitaufbewahrung oder zum Wiederherstellen einer Datenbank aus einer Sicherung für SQL Managed Instance über das Azure-Portal oder mit PowerShell finden Sie unter Verwalten der langfristigen Sicherungsaufbewahrung für Azure SQL Managed Instance.
Hinweis
Wenn Sie LTR-Sicherungen verwenden, um Compliance- oder andere unternehmenskritische Anforderungen zu erfüllen, sollten Sie regelmäßige Wiederherstellungs-Drills durchführen, um zu überprüfen, ob LTR-Sicherungen wiederhergestellt werden können und ob die Wiederherstellung zum erwarteten Datenbankzustand führt.
Nächste Schritte
Datenbanksicherungen sind ein wesentlicher Bestandteil jeder Strategie für Geschäftskontinuität und Notfallwiederherstellung, da Ihre Daten vor versehentlichen Beschädigungen und Löschungen geschützt werden.
- Weitere Informationen zu den anderen Geschäftskontinuitätslösungen von SQL-Datenbank finden Sie unter Übersicht über die Geschäftskontinuität.
- Weitere Informationen zu vom Dienst generierten automatischen Sicherungen finden Sie im Artikel zu automatischen Sicherungen.