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Informationen zum laufenden Durchschnittseinstandspreis

Gilt für: Microsoft Dynamics AX 2012 R3, Microsoft Dynamics AX 2012 R2, Microsoft Dynamics AX 2012 Feature Pack, Microsoft Dynamics AX 2012

Durch den Lagerabschluss in Microsoft Dynamics AX werden Abgangsbuchungen mit Zugangsbuchungen ausgeglichen. Grundlage hierfür bildet die Lagerbewertungsmethode, die in der Artikelmodellgruppe des Artikels ausgewählt ist.

Vor Ausführung des Lagerabschlusses wird von Microsoft Dynamics AX jedoch ein laufender Durchschnittseinstandspreis berechnet, der in den meisten Fällen zum Ausführen von Abgangsbuchungen verwendet wird.

Von Microsoft Dynamics AX wird gemäß der folgenden Formel eine Vorkalkulation dieses laufenden Durchschnittseinstandspreises für einen Artikel vorgenommen:

  • Vorkalkulierter Preis = (physischer Betrag + wertmäßiger Betrag) / (physische Menge + wertmäßige Menge)

Der folgenden Tabelle können Sie entnehmen, wann Lagerbuchungen von Microsoft Dynamics AX unter Verwendung des laufenden Durchschnittseinstandspreises ausgeführt werden und wann stattdessen der im Masterartikeldatensatz definierte Einstandspreis verwendet wird:

Bedingung

Vorkalkulierter laufender Durchschnittseinstandspreis

Im Artikelmaster definierter Einstandspreis

Sowohl Zähler als auch Nenner positiv

Von Microsoft Dynamics AX verwendete Option:

x

Leer

Zähler und/oder Nenner negativ

Von Microsoft Dynamics AX verwendete Option:

Leer

x

Nenner ist Null

Von Microsoft Dynamics AX verwendete Option:

Leer

x

* Zähler = (physischer Betrag + wertmäßiger Betrag); Nenner = (physischer Menge + wertmäßige Menge)

Hinweis

Ist die Option Physischen Wert einbeziehen für einen Artikel nicht aktiviert, wird von Microsoft Dynamics AX sowohl für den physischen Betrag als auch für die physische Menge der Wert "0" verwendet. Weitere Informationen zu dieser Option finden Sie unter Informationen zum Einbeziehen des physischen Wertes.

Das Problem der Preisverstärkung

In seltenen Fällen tritt möglicherweise ein Preisverstärkungseffekt auf, durch den sich für den laufenden Durchschnittseinstandspreis zu hohe Vorkalkulationswerte ergeben. Dieser Fall kann eintreten, wenn von Microsoft Dynamics AX mehrere Abgänge mit einem Preis versehen werden, bevor eine ausreichende Menge von Zugängen vorhanden ist, auf die der Preis gestützt werden kann.

Dieses Problem lässt sich jedoch durch bestimmte Maßnahmen vermeiden oder zumindest abschwächen. Eine Erläuterung hierzu finden Sie im folgenden Szenario:

Szenario

Die folgenden Buchungen werden für einen Artikel ausgeführt, für den die Option Physischen Wert einbeziehen aktiviert ist:

  1. Wertmäßiger Zugang von 100 Stück zu EUR 100,00

  2. Wertmäßiger Abgang von 200 Stück

  3. Physischer Zugang von 101 Stück zu EUR 202.00

Beim Betrachten des vorkalkulierten laufenden Durchschnittseinstandspreises für den Artikel haben Sie einen Einstandspreis von EUR 1,51 erwartet. Allerdings ergibt sich aus der folgenden Formel ein vorkalkulierter laufender Durchschnitt von EUR 102,00:

  • Vorkalkulierter Preis = [202 + (-100)] / [101 + (-100)] = 102/1 = 102

Dieses Problem tritt auf, da durch Microsoft Dynamics AX beim wertmäßigen Abgang der 200 Artikel (Schritt 2) 100 Artikel mit einem Preis versehen werden müssen, bevor die entsprechenden Zugänge zur Verfügung stehen. Daraus ergibt sich ein negativer Lagerbestand. Von Microsoft Dynamics AX wird daraufhin ein Einheitenpreis von EUR 1,00 vorkalkuliert, was auch zu erwarten war; als jedoch der entsprechende Zugang von 100 Stück erfolgt, besitzen diese einen Einheitenpreis von jeweils EUR 2,00.

Hinweis

Obwohl sich durch die Abgänge ein negativer Bestand ergibt, ist der Bestand zum Zeitpunkt der Abgangspreisberechnung positiv. Aus diesem Grund wird anstelle des Preises aus dem Artikelmaster der laufende Durchschnittseinstandspreis verwendet.

An diesem Punkt liegt in Microsoft Dynamics AX ein Lagerwertversatz von EUR 100.00 vor. Da sich dieser Versatz für 100 Stück mit einem Versatz pro Einheit von EUR 1,00 kumuliert, enthält der Bestand jedoch nur noch ein Stück. Der Versatz von EUR 100,00 wird diesem einzelnen Stück zugeordnet. Daraus ergibt sich eine zu hohe Vorkalkulation des Einstandspreises.

Hinweis

Wären die Schritte 2 und 3 des Beispiels vertauscht, würden 200 Artikel zu einem Einheitenpreis von EUR 1,51 ausgegeben, und ein Stück bliebe mit einem Einheitenpreis von EUR 1,51 übrig.

Da diese Preisverstärkung auftreten kann, wenn negativer Bestand vorhanden ist, ist sie in den folgenden Fällen nur schwer vermeidbar:

  • Abgangspreise für Wert und Menge des verfügbaren Bestands müssen vorkalkuliert werden.

  • Wert und Menge der Ab- und Zugänge des verfügbaren Bestands müssen reguliert werden.

  • Das Geschäftsmodell ermöglicht den Versand oder die Preisbildung für mehr Artikel als vorhanden sind.

  • Übermittelte Zugangswerte und -mengen müssen alle akzeptiert werden.

Sollten diese Punkte im Rahmen des Geschäftsmodells zulässig sein, können die folgenden Methoden jedoch dazu beitragen, negative Mengen zu vermeiden, die ansonsten eine Preisverstärkung begünstigen:

  • Ist für einen Artikel die Option Physischen Wert einbeziehen aktiviert, deaktivieren Sie im Formular Lagersteuerungsgruppen auf der Registerkarte Einstellungen das Kontrollkästchen Physischer negativer Bestand.

  • Ist für einen Artikel die Option Physischen Wert einbeziehen nicht aktiviert, deaktivieren Sie im Formular Lagersteuerungsgruppen auf der Registerkarte Einstellungen das Kontrollkästchen Wertmäßig negativer Bestand.

Bedenken Sie auch, dass der maximale Versatz des physischen Lagerwerts durch die Anzahl der physischen Buchungen sowie durch die Differenz zwischen physischen und wertmäßigen Preisen begrenzt wird. Solange alle physischen Buchungen letzten Endes wertmäßig aktualisiert werden, kann der physische Wert keinen extrem hohen Wert erreichen.

Darüber hinaus schwächt sich der Verstärkungseffekt deutlich ab, wenn sich der kumulierte Versatz nicht auf einen verfügbaren Artikel beschränkt, sondern sich auf mehrere Artikel verteilt.

Siehe auch

Informationen zum Lagerabschluss

Informationen zu physischen und wertmäßigen Aktualisierungen

Informationen zum Einbeziehen des physischen Wertes

Nachverfolgen der laufenden Durchschnittskosten pro Lagerungsdimension