Verwalten von hoher Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit für Standorte
Gilt für: Exchange Server 2010 SP2, Exchange Server 2010 SP3
Letztes Änderungsdatum des Themas: 2010-05-06
Nachdem Sie eine Microsoft Exchange Server 2010-Lösung für hohe Verfügbarkeit oder Ausfallsicherheit für Standorte erstellt, überprüft und bereitgestellt haben, wird die Lösung von der Bereitstellungsphase in die operative Phase des Gesamtlebenszyklus der Lösung überführt. Die operative Phase umfasst verschiedene Aufgaben, die alle in Zusammenhang mit einem der folgenden Bereiche stehen: Datenbankverfügbarkeitsgruppen (Database Availability Groups, DAGs), Postfachdatenbankkopien, Durchführen einer proaktiven Überwachung und Verwalten von Switchover- und Failovervorgängen.
Das Verwalten einer Exchange 2010-Lösung für hohe Verfügbarkeit oder Ausfallsicherheit für Standorte erfolgt anders als in Vorgängerversionen von Exchange. Es wurden in Exchange 2010 verschiedene Änderungen an Architektur und Konzepten vorgenommen, die das Ausführen von Aufgaben überflüssig machen, die in Vorgängerversionen von Exchange erforderlich waren. Darüber hinaus bietet die neue Version mehr Granularität und bessere Kontrolle über die Lösung. Beispiel:
Exchange 2010 macht keinen Gebrauch vom Konzept eines geclusterten Postfachservers (in Exchange Server 2003 und früheren Versionen als virtueller Exchange-Server bezeichnet). Als Ergebnis handelt es sich bei Exchange nicht länger um eine geclusterte Anwendung, und Exchange-Serveridentitäten werden nicht mehr zwischen geclusterten Servern verschoben.
Exchange 2010 macht keinen Gebrauch vom Konzept der Speichergruppen. Als Ergebnis werden Datenbanken von den Servern abgekoppelt und jetzt global verwaltet. Datenbanken nutzen Protokollstreams nicht länger gemeinsam, und die fortlaufende Replikation (einschließlich Switchover und Failover) erfolgt auf Datenbankebene.
Exchange 2010 macht keinen Gebrauch vom Konzept öffentlicher und privater Netzwerke. Diese Konzepte werden ersetzt durch die Konzepte von MAPI-Netzwerken und Replikationsnetzwerken. Jede Datenbankverfügbarkeitsgruppe sollte ein MAPI-Netzwerk und mindestens ein Replikationsnetzwerk enthalten.
Inhalt
Verwalten von Datenbankverfügbarkeitsgruppen
Verwalten von Postfachdatenbankkopien
Proaktive Überwachung
Switchover und Failover
Verwalten von Datenbankverfügbarkeitsgruppen
Die Verwaltung von Datenbankverfügbarkeitsgruppen umfasst die folgenden Aufgaben:
Erstellen von mindestens einer Datenbankverfügbarkeitsgruppe Das Erstellen einer Datenbankverfügbarkeitsgruppe ist üblicherweise ein einmaliger Vorgang, der während der Bereitstellungsphase des Lösungslebenszyklus durchgeführt wird. Es kann jedoch verschiedene Gründe geben, die das Erstellen von Datenbankverfügbarkeitsgruppen während der operativen Phase erforderlich machen. Beispiel:
Die Datenbankverfügbarkeitsgruppe ist für den Drittanbieter-Replikationsmodus konfiguriert, und Sie möchten auf eine fortlaufende Replikation umstellen. Sie können eine Datenbankverfügbarkeitsgruppe nicht auf die fortlaufende Replikation zurücksetzen; Sie müssen eine neue Datenbankverfügbarkeitsgruppe erstellen.
Sie verfügen über Server in mehreren Domänen. Alle Mitglieder derselben Datenbankverfügbarkeitsgruppe müssen auch Mitglieder derselben Domäne sein.
Verwalten der DAG-Mitgliedschaft Das Verwalten der DAG-Mitglieder ist eine unregelmäßige Aufgabe, die üblicherweise während der Bereitstellungsphase des Lösungslebenszyklus ausgeführt wird. Aufgrund der Flexibilität der inkrementellen Bereitstellung kann die Verwaltung der DAG-Mitgliedschaft jedoch auch in anderen Phasen im Lösungslebenszyklus durchgeführt werden.
Konfigurieren von DAG-Eigenschaften Jede Datenbankverfügbarkeitsgruppe (DAG) weist verschiedene Eigenschaften auf, die nach Bedarf konfiguriert werden können. Zu diesen Eigenschaften zählen:
Zeugenserver und Zeugenverzeichnis Der Zeugenserver ist ein Server außerhalb der Datenbankverfügbarkeitsgruppe, der als Wähler für das Quorum fungiert, wenn die Datenbankverfügbarkeitsgruppe eine gerade Zahl an Mitgliedern enthält. Das Zeugenverzeichnis ist ein Verzeichnis, das auf dem Zeugenserver erstellt und freigegeben und vom System für das Verwalten eines Quorums verwendet wird.
IP-Adressen Jede Datenbankverfügbarkeitsgruppe verfügt über mindestens eine IPv4-Adresse und optional über eine oder mehrere IPv6-Adressen. Die der Datenbankverfügbarkeitsgruppe zugewiesenen IP-Adressen werden vom Cluster verwendet, der der Datenbankverfügbarkeitsgruppe zugrunde liegt. Die Anzahl von IPv4-Adressen, die der Datenbankverfügbarkeitsgruppe zugewiesen sind, entspricht der Anzahl von Subnetzen, aus denen sich das von der Datenbankverfügbarkeitsgruppe verwendete MAPI-Netzwerk zusammensetzt. Sie können die Datenbankverfügbarkeitsgruppe zur Verwendung statischer IP-Adressen oder für den automatischen Bezug von Adressen über DHCP (Dynamic Host Configuration Protocol) konfigurieren.
Aktivierungsmodus der Datenbank Der Aktivierungsmodus der Datenbank ist eine DAG-Eigenschafteneinstellung, die für Datenbankverfügbarkeitsgruppen mit drei oder mehr Mitgliedern konzipiert ist, die an mehreren Standorten bereitgestellt wurden. Der Aktivierungsmodus der Datenbank wird zur Handhabung von Bedingungen verwendet, die anderenfalls zu einem Split Brain-Syndrom innerhalb der Datenbankverfügbarkeitsgruppe führen würden, z. B. ein Standortausfall. Weitere Informationen zum Aktivierungsmodus der Datenbank finden Sie unter Grundlegendes zum Aktivierungsmodus des Datencenters.
Alternativer Zeugenserver und alternatives Zeugenverzeichnis Der alternative Zeugenserver und das alternative Zeugenverzeichnis sind Werte, die Sie im Rahmen der Planung von Datenbankverfügbarkeitsgruppen für die Ausfallsicherheit von Standorten vorkonfigurieren können.
Replikationsport Alle Datenbankverfügbarkeitsgruppen verwenden standardmäßig TCP-Port 64327 für die fortlaufende Replikation. Sie können mit dem Parameter ReplicationPort des Cmdlets Set-DatabaseAvailabilityGroup einen anderen TCP-Port für die Datenbankverfügbarkeitsgruppe konfigurieren.
Netzwerkerkennung Sie können eine erneute Erkennung von Netzwerken und Netzwerkschnittstellen durch die Datenbankverfügbarkeitsgruppe erzwingen. Dieser Vorgang wird verwendet, wenn Sie Netzwerke hinzufügen oder entfernen oder DAG-Netzwerksubnetze ändern. Eine erneute Erkennung aller DAG-Netzwerke können Sie mit dem Parameter DiscoverNetworks des Cmdlets Set-DatabaseAvailabilityGroup erzwingen.
Netzwerkkomprimierung Standardmäßig verwenden Datenbankverfügbarkeitsgruppen eine Komprimierung nur zwischen DAG-Netzwerken im unterschiedlichen Subnetzen. Sie können die Komprimierung für alle DAG-Netzwerke oder nur für Seedingvorgänge aktivieren, oder Sie können die Komprimierung für alle DAG-Netzwerke deaktivieren.
Netzwerkverschlüsselung Standardmäßig verwenden Datenbankverfügbarkeitsgruppen eine Verschlüsselung nur zwischen DAG-Netzwerken im unterschiedlichen Subnetzen. Sie können die Verschlüsselung für alle DAG-Netzwerke oder nur für Seedingvorgänge aktivieren, oder Sie können die Verschlüsselung für alle DAG-Netzwerke deaktivieren.
Verwalten von DAG-Netzwerken Wenngleich die Verwendung einer einzelnen Netzwerkkarte (Network Interface Card, NIC) unterstützt wird, wird empfohlen, für jedes DAG-Mitglied mindestens zwei NICs zu verwenden. Eine Netzwerkkarte wird für das MAPI-Netzwerk verwendet, die andere Netzwerkkarte wird für das Replikationsnetzwerk genutzt. Es können weitere Netzwerkkarten zum Erstellen zusätzlicher Replikationsnetzwerke, als dedizierte Sicherungsnetzwerke oder zur Verwendung als iSCSI-Speicher (Internet SCSI) durch das System hinzugefügt werden. Die Verwaltung von DAG-Netzwerken umfasst das Entwerfen eines Netzwerks als MAPI- oder Replikationsnetzwerk sowie das Konfigurieren von Netzwerksubnetzen.
Herunterfahren von DAG-Mitgliedern Die Exchange 2010-Lösung für hohe Verfügbarkeit ist in den Prozess für das Herunterfahren von Windows integriert. Wenn Administratoren oder Anwendungen das Herunterfahren eines Windows-Servers in einer Datenbankverfügbarkeitsgruppe iniitieren, die über eine eingebundene Datenbank verfügt, die auf mindestens ein DAG-Mitglied repliziert wird, versucht das System, eine andere Kopie der eingebundenen Datenbanken zu aktivieren, bevor der Vorgang zum Herunterfahren abgeschlossen wird. Dieses neue Verhalten gewährleistet jedoch keine verlustlose Aktivierung aller Datenbanken, die sich auf dem Server befinden, der heruntergefahren wird. Aus diesem Grund sollte vor dem Herunterfahren eines Servers, der Mitglied einer Datenbankverfügbarkeitsgruppe ist, ein Serverswitchover durchgeführt werden.
Ausführliche Anweisungen zum Erstellen einer Datenbankverfügbarkeitsgruppe finden Sie unter Erstellen einer Datenbankverfügbarkeitsgruppe. Ausführliche Anweisungen zum Konfigurieren von Datenbankverfügbarkeitsgruppen und deren Eigenschaften finden Sie unter Konfigurieren der Eigenschaften der Datenbankverfügbarkeitsgruppe. Informationen zu den oben beschriebenen Verwaltungsaufgaben und zur allgemeinen Verwaltung von Datenbankverfügbarkeitsgruppen finden Sie unter Verwalten von Datenbankverfügbarkeitsgruppen.
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Verwalten von Postfachdatenbankkopien
Die Verwaltung von Postfachdatenbankkopien umfasst die folgenden Aufgaben:
Hinzufügen von Postfachdatenbankkopien Wenn Sie eine Kopie einer Postfachdatenbank hinzufügen, wird automatisch die fortlaufende Replikation zwischen der vorhandenen Datenbank und der Datenbankkopie aktiviert.
Konfigurieren von Eigenschaften für Postfachdatenbankkopien Sie können eine Vielzahl von Eigenschaften konfigurieren, beispielsweise die Richtlinie zur Datenbankaktivierung, die Dauer (falls gewünscht) der Wiedergabeverzögerung und Abschneideverzögerung und die Aktivierungseinstellung für die Datenbankkopie.
Anhalten oder Fortsetzen einer Postfachdatenbankkopie Sie können eine Postfachdatenbankkopie als Vorbereitung für das Seeding oder im Rahmen anderer Wartungsaufgaben anhalten oder fortsetzen. Sie können eine Postfachdatenbank auch nur für die Aktivierung anhalten. Diese Konfiguration hindert das System an einer automatischen Aktivierung der Kopie nach einem Fehler, ermöglicht es dem System jedoch, die Datenbankkopie durch Protokollversand und -wiedergabe auf dem neuesten Stand zu halten.
Aktualisieren einer Postfachdatenbankkopie Als Aktualisierung oder Seeding wird der Vorgang bezeichnet, bei dem eine Kopie einer Postfachdatenbank einem anderen Postfachserver hinzugefügt wird. Diese wird zur Basisdatenbank für die Kopie. Nach dem ersten Seeding der Basisdatenbankkopie muss für die Datenbank nur in seltenen Fällen ein erneutes Seeding durchgeführt werden.
Aktivieren einer Postfachdatenbankkopie Als Aktivierung einer Postfachdatenbankkopie wird die Zuweisung einer bestimmten passiven Kopie als neue aktive Kopie einer Postfachdatenbank bezeichnet. Dieser Vorgang wird auch Switchover genannt. Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt "Switchover und Failover" weiter unten in diesem Thema.
Entfernen einer Postfachdatenbankkopie Sie können eine Postfachdatenbankkopie jederzeit entfernen. Gelegentlich kann es erforderlich sein, eine Postfachdatenbankkopie zu entfernen. Sie können beispielsweise einen Postfachserver erst aus einer Datenbankverfügbarkeitsgruppe entfernen, wenn Sie alle Postfachdatenbankkopien vom Server entfernt haben. Darüber hinaus müssen Sie alle Kopien einer Postfachdatenbank entfernen, bevor Sie den Pfad für eine Postfachdatenbank ändern können.
Ausführliche Anweisungen zum Hinzufügen einer Postfachdatenbankkopie finden Sie unter Hinzufügen einer Kopie einer Postfachdatenbank. Ausführliche Anweisungen zum Konfigurieren von Postfachdatenbankkopien finden Sie unter Konfigurieren der Eigenschaften von Postfachdatenbankkopien. Informationen zu den oben beschriebenen Verwaltungsaufgaben und zur allgemeinen Verwaltung von Postfachdatenbankkopien finden Sie unter Verwalten von Postfachdatenbankkopien. Ausführliche Anweisungen zum Entfernen einer Postfachdatenbankkopie finden Sie unter Entfernen einer Postfachdatenbankkopie.
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Proaktive Überwachung
Die wichtigsten Ziele im Rahmen der täglichen Verwaltung sind, dass Ihre Server zuverlässig arbeiten und dass sich Ihre Datenbankkopien in einem fehlerfreien Zustand befinden. Exchange 2010 umfasst zahlreiche Funktionen, die zur Durchführung vielfältiger Statusüberprüfungen für Datenbankverfügbarkeitsgruppen und Postfachdatenbankkopien genutzt werden können. Hierzu zählen:
Crimson-Kanal-Ereignisprotokollierung
Zusätzlich zur Überwachung von Integrität und Status ist auch eine Überwachung auf Situationen wichtig, die die Verfügbarkeit gefährden können. Es wird beispielsweise empfohlen, die Redundanz Ihrer replizierten Datenbanken zu überwachen. Wichtig ist auch die Vermeidung von Situationen, in denen nur noch eine einzige Kopie einer Datenbank verfügbar ist. Dieses Szenario muss mit höchster Priorität behandelt werden und schnellstmöglich korrigiert werden.
Weitere ausführliche Informationen zur Überwachung der Integrität und des Status von Datenbankverfügbarkeitsgruppen und Postfachdatenbankkopien finden Sie unter Überwachen von hoher Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit für Standorte.
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Switchover und Failover
Als Switchover wird der Vorgang bezeichnet, bei dem ein Administrator eine oder mehrere Postfachdatenbankkopien manuell aktiviert. Ein Switchover kann auf Datenbank- oder Serverebene durchgeführt werden und erfolgt üblicherweise im Rahmen der Vorbereitung von Wartungsaktivitäten. Die Switchoververwaltung umfasst nach Bedarf das Ausführen von Switchovervorgängen auf Datenbank- oder Serverebene. Wenn Sie beispielsweise Wartungsarbeiten an einem Postfachserver in einer Datenbankverfügbarkeitsgruppe durchführen müssen, führen Sie zunächst einen Serverswitchover durch, sodass der Server keine aktiven Postfachdatenbankkopien hostet. Ausführliche Anweisungen zum Ausführen eines Datenbankswitchovers finden Sie unter Aktivieren einer Kopie einer Postfachdatenbank. Ausführliche Informationen zum Ausführen eines Serverswitchovers finden Sie unter Ausführen eines Serverswitchovers. Switchovervorgänge können auch auf Datencenterebene durchgeführt werden. Weitere Informationen zu Switchovervorgängen auf Datencenterebene finden Sie unter Datencenterswitchover.
Ein Failover ist die automatische Aktivierung einer oder mehrerer Datenbankkopien durch das System als Reaktion auf einen Ausfall. Beispielsweise löst der Ausfall eines Festplattenlaufwerks ein Datenbankfailover aus. Der Verlust des MAPI-Netzwerks oder ein Stromausfall lösen ein Serverfailover aus.
Weitere Informationen zu Switchover und Failover finden Sie unter Switchover und Failover.
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