Leitfaden zu bidirektionalen Beziehungen

Dieser Artikel ist an Modellierer von Daten gerichtet, die mit Power BI Desktop arbeiten. Er bietet Empfehlungen dazu, wann bidirektionale Modellbeziehungen erstellt werden sollten. Eine bidirektionale Beziehung ist eine Beziehung, in der in beide Richtungen gefiltert wird.

Hinweis

Dieser Artikel enthält jedoch keine Einführung zu Modellbeziehungen. Wenn Sie sich bisher noch wenig mit Beziehungen, ihren Eigenschaften und ihrer Konfiguration beschäftigt haben, sollten Sie sich zuerst den Artikel Modellieren von Beziehungen in Power BI Desktop durchlesen.

Außerdem sollten Sie mit dem Sternschemadesign gut vertraut sein. Weitere Informationen finden Sie im Artikel Informationen zum Sternschema und der Wichtigkeit für Power BI.

Im Allgemeinen empfiehlt es sich, die Verwendung von bidirektionalen Beziehungen zu minimieren. Diese können sich negativ auf die Abfrageleistung von Modellen auswirken und möglicherweise verwirrende Ergebnisse für Ihre Berichtsbenutzer erzeugen.

Es gibt drei Szenarien, in denen eine bidirektionale Filterung bestimmte Anforderungen erfüllen kann:

Besondere Modellbeziehungen

Bidirektionale Beziehungen spielen beim Erstellen der folgenden beiden besonderen Modellbeziehungen eine wichtige Rolle:

  • 1:1-Beziehung: Alle 1:1-Beziehungen müssen bidirektional sein, eine anderweitige Konfiguration ist nicht möglich. Im Allgemeinen empfiehlt es sich nicht, diese Arten von Beziehungen zu erstellen. Eine vollständige Erläuterung und alternative Entwürfe finden Sie im Leitfaden zu 1:1-Beziehungen.
  • m:n-Beziehung: Wenn zwei Dimensionstabellen miteinander in Beziehung gesetzt werden sollen, ist eine Überbrückungstabelle erforderlich. Um sicherzustellen, dass Filter über diese Überbrückungstabelle hinweg weitergegeben werden, ist ein bidirektionaler Filter erforderlich. Weitere Informationen finden Sie im Leitfaden zu m:n-Beziehungen (Herstellen von m:n-Beziehungen zwischen Dimensionen).

Slicerelemente „mit Daten“

Bidirektionale Beziehungen können Slicer bereitstellen, die Elemente auf das Vorhandensein von Daten beschränken. (Wenn Sie mit Excel-PivotTables und Datenschnitten vertraut sind, ist es das Standardverhalten beim Beschaffen von Daten aus einem Power BI semantischen Modell (zuvor als Dataset bezeichnet) oder ein Analysis Services-Modell.) Um dieses Konzept zu verstehen, sehen Sie sich zunächst das folgende Modellschaubild an.

Diagram showing a model containing three tables. The design is described in the following paragraph.

Die erste Tabelle heißt Customer und enthält drei Spalten: Country-Region, Customer und CustomerCode. Die zweite Tabelle heißt Product und enthält drei Spalten: Color, Product und SKU. Die dritte Tabelle heißt Sales und enthält vier Spalten: CustomerCode, OrderDate, Quantity und SKU. Bei den Tabellen Customer und Product handelt es sich um Dimensionstabellen, und jede Tabelle verfügt über eine 1:n-Beziehung mit der Tabelle Sales. Jede Beziehung filtert nur in eine Richtung.

Um die Funktionsweise der bidirektionalen Filterung besser zu beschreiben, wurde das Modellschaubild so angepasst, dass die Tabellenzeilen angezeigt werden. Alle Beispiele in diesem Artikel basieren auf diesen Daten.

Hinweis

Im Modellschaubild in Power BI Desktop können Tabellenzeilen nicht angezeigt werden. In diesem Artikel wurde das nur getan, um die die Beispiele besser verständlich zu machen.

Diagram showing that the model now reveals the table rows. The row details are described in the following paragraph.

In der folgenden Aufzählung werden die Details zu den Zeilen der drei Tabellen erläutert:

  • Die Tabelle Customer hat zwei Zeilen:
    • CustomerCode: CUST-01, Customer: Customer-1, Country-Region: United States
    • CustomerCode: CUST-02, Customer: Customer-2, Country-Region: Australia
  • Die Tabelle Product enthält drei Zeilen:
    • SKU: CL-01, Product: T-shirt, Color: Green
    • SKU: CL-02, Product: Jeans, Color: Blue
    • SKU: AC-01, Product: Hat, Color: Blue
  • Die Tabelle Sales enthält drei Zeilen:
    • OrderDate: January 1 2019, CustomerCode: CUST-01, SKU: CL-01, Quantity: 10
    • OrderDate: February 2 2019, CustomerCode: CUST-01, SKU: CL-02, Quantity: 20
    • OrderDate: March 3 2019, CustomerCode: CUST-02, SKU: CL-01, Quantity: 30

Betrachten Sie nun die folgende Berichtsseite.

Diagram showing the report page containing three visuals. The details are described in the following paragraph.

Die Seite besteht aus zwei Slicern und einem Kartenvisual. Der erste Slicer gilt für Country-Region und enthält zwei Elemente: Australia und United States. Zurzeit wird nach „Australia“ segmentiert. Der zweite Slicer gilt für Product und enthält drei Elemente: Hat, Jeans und T-shirt. Es sind keine Elemente ausgewählt (was bedeutet, dass keine Produkte gefiltert werden). Das Kartenvisual zeigt eine Menge von 30 an.

Wenn Berichtsbenutzer nach „Australia“ segmentieren, sollten Sie den Slicer Product so begrenzen, dass Elemente angezeigt werden, die sich auf Verkäufe in Australien beziehen. Das ist gemeint, wenn von der Anzeige von Slicerelementen „mit Daten“ die Rede ist. Sie können dieses Verhalten erreichen, indem Sie die Beziehung zwischen den Tabellen Product und Sales so konfigurieren, dass eine Filterung in beide Richtungen erfolgt.

Diagram showing a model that the relationship between the Product and Sales table is now bi-directional.

Der Slicer Product listet jetzt ein einziges Element auf: T-shirt. Dieses Element repräsentiert das einzige Produkt, das an australische Kunden verkauft wurde.

Diagram showing the report page containing three visuals with Product called out. The details are described in the following paragraph.

Zunächst sollten Sie gründlich darüber nachdenken, ob dieser Entwurf für Ihre Berichtsbenutzer funktioniert. Für einige Berichtsbenutzer kann dieses Verhalten verwirrend sein. Sie verstehen nicht, warum Slicerelemente dynamisch ein- oder ausgeblendet werden, wenn sie mit anderen Slicern interagieren.

Wenn Sie sich dafür entscheiden, Slicerelemente „mit Daten“ anzuzeigen, empfiehlt sich die Konfiguration von bidirektionalen Beziehungen nicht. Bidirektionale Beziehungen erfordern mehr Verarbeitung und können daher die Abfrageleistung beeinträchtigen – insbesondere dann, wenn die Anzahl von bidirektionalen Beziehungen in Ihrem Modell steigt.

Es gibt eine bessere Möglichkeit, dasselbe Ergebnis zu erzielen: Anstatt bidirektionale Filter zu verwenden, können Sie auf den Slicer Product selbst einen Filter auf Visualebene anwenden.

Nehmen wir nun an, dass die Beziehung zwischen den Tabellen Product und Sales nicht mehr in beide Richtungen filtert. Darüber hinaus wurde der Tabelle Sales die folgende Measuredefinition hinzugefügt.

Total Quantity = SUM(Sales[Quantity])

Um die Slicerelemente für Product „mit Daten“ anzuzeigen, muss die Tabelle einfach mit dem Measure Total Quantity und der Bedingung „is not blank“ gefiltert werden.

Diagram showing that the Filters pane for the Product slicer now filters by

Analysen zwischen Dimensionen

Ein anderes Szenario, an dem bidirektionale Beziehungen beteiligt sind, behandelt eine Faktentabelle wie eine Überbrückungstabelle. Auf diese Weise wird die Analyse von Daten aus einer Dimensionstabelle im Filterkontext einer anderen Dimensionstabelle unterstützt.

Überlegen Sie, wie sich anhand des Beispielmodells in diesem Artikel die folgenden Fragen beantworten lassen:

  • Wie viele Farben wurden an australische Kunden verkauft?
  • In wie vielen Ländern/Regionen wurden Jeans gekauft?

Beide Fragen können beantwortet werden, ohne dass die Daten in der Faktentabelle zur Überbrückung zusammengefasst werden müssen. Allerdings muss eine Weitergabe der Filter von einer Dimensionstabelle in die andere erfolgen. Sobald die Filter Daten über die Faktentabelle weitergeben, lässt sich eine Zusammenfassung der Spalten einer Dimensionstabelle mithilfe der DAX-Funktion DISTINCTCOUNT – sowie eventuell der DAX-Funktionen MIN und MAX – erreichen.

Da sich die Faktentabelle wie eine Überbrückungstabelle verhält, können Sie den Leitfaden zu m:n-Beziehungen befolgen, um zwei Dimensionstabellen in Beziehung zu setzen. Hierfür muss mindestens eine Beziehung für eine Filterung in beide Richtungen konfiguriert sein. Weitere Informationen finden Sie im Leitfaden zu m:n-Beziehungen (Herstellen von m:n-Beziehungen zwischen Dimensionen).

Wie in diesem Artikel bereits erläutert, wirkt sich dieser Entwurf wahrscheinlich negativ auf die Leistung aus, und die Benutzer sind möglicherweise durch Slicerelemente „mit Daten“ verwirrt. Daher empfehlen wir stattdessen die Aktivierung der bidirektionalen Filterung in einer Measuredefinition mithilfe der DAX-Funktion CROSSFILTER. Die CROSSFILTER-Funktion kann verwendet werden, um während der Auswertung eines Ausdrucks die Filterrichtung zu ändern oder sogar die Beziehung zu deaktivieren.

Sehen Sie sich die folgende Measuredefinition an, die der Tabelle Sales hinzugefügt wurde. In diesem Beispiel wurde die Modellbeziehung zwischen den Tabellen Customer und Sales zur Filterung in nur einer Richtung konfiguriert.

Different Countries Sold =
CALCULATE(
    DISTINCTCOUNT(Customer[Country-Region]),
    CROSSFILTER(
        Customer[CustomerCode],
        Sales[CustomerCode],
        BOTH
    )
)

Während der Auswertung des Measureausdrucks Different Countries Sold erfolgt für die Beziehung zwischen den Tabellen Customer und Sales eine Filterung in beide Richtungen.

Das folgende Tabellenvisual zeigt Statistiken zu jedem verkauften Produkt an. Die Spalte Quantity enthält einfach die Summe aller Mengenwerte. Die Spalte Different Countries Sold repräsentiert die eindeutige Anzahl von country-region-Werten aller Kunden, die das Produkt gekauft haben.

Diagram showing that two products are listed in a table visual. In the

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